ITU definiert Fahrplan für 6G-Entwicklung

6G network evolution
Sheila Zabeu -

Dezember 21, 2023

Neues aus der Welt von 6G: Anfang des Monats kündigte die Internationale Fernmeldeunion (ITU) – die Behörde der Vereinten Nationen, die für Angelegenheiten im Zusammenhang mit Informations- und Kommunikationstechnologien zuständig ist – einen Rahmen für die Entwicklung von Funkschnittstellennormen und -technologien für die sechste Generation von Mobilfunksystemen an.

Der sogenannte IMT-2030-Rahmen wurde von der ITU-Funkversammlung während der Weltfunkkonferenz 2023 (WRC-23), genehmigt. Die Veranstaltung fand vom 20. November bis 15. Dezember in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, statt. In naher Zukunft wird sich die ITU nun auf die Festlegung der technischen Anforderungen, des Einreichungsverfahrens und der Bewertungskriterien für potenzielle 6G-Funkschnittstellentechnologien konzentrieren.

Die Branche erwartet, dass die IMT-2030 mit der technologischen Entwicklung die Voraussetzungen für ein umfassenderes Erlebnis mit verbesserter Abdeckung bieten wird. Darüber hinaus soll IMT-2030 im Vergleich zu IMT-2020 mehr Nutzungsszenarien unterstützen und auch den Anforderungen der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit gerecht werden.

„Die mobile Kommunikation ist der Schlüssel, um sicherzustellen, dass alle Menschen gut vernetzt sind. Mit der Einigung auf einen gemeinsamen 6G-Weg haben die ITU-Mitgliedsstaaten einen wichtigen Schritt unternommen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass technische Fortschritte gleichbedeutend mit Zugänglichkeit, Sicherheit und Widerstandsfähigkeit sind – und so die nachhaltige Entwicklung und den digitalen Wandel auf der ganzen Welt unterstützen“, so Doreen Bogdan-Martin, ITU-Generalsekretärin.

Mögliche Anwendungszenarios von 6G
Quelle: ITU
Weitere Anwendungszenarios von 6G
Quelle: ITU

In der nächsten Phase der 6G-Entwicklung werden Unternehmen und Branchenverbände Vorschläge für die IMT-2030-Funkschnittstellentechnologie (RIT) einreichen. Diese sollen Anfang 2027 unter Berücksichtigung der von einer Gruppe von ITU-Experten festgelegten Mindestanforderungen bewertet werden. Der von der ITU vorgestellte IMT-2030-Rahmen sieht 15 technologische Ressourcen für 6G vor, von denen neun von aktuellen 5G-Systemen abgeleitet sind. Man plant, bis 2030 eine endgültige Reihe von Normen für die 6G-Technologie zu verabschieden.

Die erwarteten Nutzungsszenarien für 6G sind:

  • Immersive Kommunikation, um reichhaltige, interaktive Videoerlebnisse zu ermöglichen;
  • Hochzuverlässige Kommunikation mit geringer Latenz, um das Spektrum der intelligenten Anwendungen auf Bereiche wie Telemedizin und Energiesystemmanagement auszuweiten;
  • Bessere und allgegenwärtige Konnektivität, insbesondere in ländlichen, abgelegenen und dünn besiedelten Gebieten, mit dem Ziel, die digitale Kluft zu verringern;
  • Massenkommunikation mit flächendeckender Nutzung von Geräten und Anwendungen des Internets der Dinge (IoT) in intelligenten Städten, intelligenten Verkehrssystemen und Sektoren wie Gesundheit, Landwirtschaft, Energie und Umweltüberwachung;
  • Künstliche Intelligenz (KI) und Kommunikation zur Unterstützung von KI-Anwendungen;
  • Integrierte mehrdimensionale Sensorik zur Verbesserung der unterstützten Navigation und hochpräzisen Positionierung für Anwendungen wie Objekt- und Anwesenheitserkennung, Lokalisierung, Bilderzeugung und Kartierung.

Dieses Vorgehen ist nicht neu: Alle früheren Generationen der mobilen Telekommunikation – analoger Mobilfunk (1G), digitaler Mobilfunk (2G), IMT-2000 (3G), IMT-Advanced (4G) und IMT-2020 (5G) – wurden ebenfalls von der ITU genormt.

Erhöhter Bedarf an Bandbreite

Auf der Weltfunkkonferenz 2023 einigten sich die ITU-Mitgliedsstaaten darauf, das globale Abkommen über die Nutzung des Funkspektrums auf der Erde und im Weltraum zu überarbeiten. Sie erkannten die Notwendigkeit an, die Vollzugsordnung für den Funkdienst zu aktualisieren und neue Frequenzressourcen zu ermitteln. So sollen technologische Innovationen unterstützt, die globale Konnektivität vertieft, der Zugang zu Weltraumressourcen erweitert und gerecht genutzt werden. Des Weiteren hat man im Auge, die Sicherheit zu Wasser, in der Luft und an Land zu verbessern

Insgesamt 151 Mitgliedstaaten unterzeichneten die Schlussakten der WRC-23, in denen die auf der Konferenz gefassten Beschlüsse festgehalten sind, darunter auch die neuen und überarbeiteten Bestimmungen zur Vollzugsordnung für den Funkdienst.

Unter anderem wurden auf der WRC-23 Frequenzen für den internationalen Mobilfunk (IMT) festgelegt, die für den Ausbau der Breitbandverbindungen und die Entwicklung von 4G-, 5G- und künftig 6G-Mobilfunkdiensten von entscheidender Bedeutung sind. Dieses neue Spektrum umfasst die Frequenzbänder 3300-3400 Megahertz (MHz), 3600-3800 MHz, 4800-4990 MHz und 6425-7125 MHz in verschiedenen Ländern und Regionen.

Darüber hinaus wurden die 2-GHz- und 2,6-GHz-Bänder für die Nutzung durch hochgelegene Plattformstationen als IMT-Basisstationen (High Altitude Platform Stations – HIBS) definiert und Betriebsvorschriften festgelegt. Diese Technologie bietet eine neue Plattform für die Bereitstellung mobiler Breitbanddienste mit minimaler Infrastruktur, wobei die gleichen Frequenzen und Geräte wie bei IMT-Mobilfunknetzen verwendet werden. HIBS kann dazu beitragen, die digitale Kluft in abgelegenen und ländlichen Gebieten zu verringern und die Konnektivität beispielsweise bei Katastrophen aufrechtzuerhalten.

Für Earth Stations in Motion (ESIMs), die feste, nicht geostationäre Dienste anbieten, wurden auf der Konferenz neue Frequenzen ermittelt, um Hochgeschwindigkeits-Breitband an Bord von Flugzeugen, Schiffen, Zügen und Fahrzeugen anzubieten. Diese Satellitendienste sind auch bei Katastrophen von entscheidender Bedeutung, wenn die lokale Kommunikationsinfrastruktur beschädigt oder gar zerstört ist.