Erneuerbare Energie für Rechenzentren: Thailand prüft direkten Bezug

Renewable energy
Sheila Zabeu -

Juli 15, 2024

Ein neues Pilotprojekt des thailändischen Nationalen Rates für Energiepolitik wird es Rechenzentren ermöglichen, erneuerbare Energie direkt von den Erzeugern zu beziehen. Laut der Bangkok Post ist diese Maßnahme eine Reaktion auf Anfragen ausländischer Investoren, insbesondere von Betreibern energieintensiver Rechenzentren. Es beinhaltet die Möglichkeit direkter Abnahmevereinbarungen (PPAs), um die Energiekosten besser zu steuern.

Der Staatssekretär des thailändischen Energieministeriums gab an, dass die direkten Stromabnahmeverträge mehr als 2.000 Megawatt umfassen werden. Außerdem wird eine Regulierungskommission die negativen Auswirkungen untersuchen – sowohl im Inland als auch in der Wirtschaft. Schließlich hat Thailand bisher nur ein einziges Beschaffungssystem verwendet, bei dem erneuerbare Energie ausschließlich an die thailändische Stromerzeugungsbehörde und die staatlichen Verteilungsstellen verkauft wurde.

Darüber hinaus führt Thailand weitere Pilotprojekte durch, um ein fortschrittlicheres Energienetz mit erneuerbaren Energiequellen zu entwickeln. Erwartungen zufolge soll die Solarenergie künftig mehr als 80 % der erneuerbaren Energien ausmachen. Zudem plant das Land, Bioenergie aus Rohstoffen wie Biomasse, Biogas und Biokraftstoffen zu nutzen.

Warum PPAs umstritten sind

Die sogenannten PPAs (Power Purchase Agreements) haben das Interesse der Rechenzentrumsbetreiber geweckt, denn die Verträge helfen dabei, den Energiemix und die Nachhaltigkeitsbemühungen dieser Einrichtungen zu gestalten. Zur Veranschaulichung: 2012 betrug die Kapazität an erneuerbaren Energien, die von Unternehmen im Rahmen von PPAs vertraglich vereinbart wurden, weltweit gerade einmal 0,3 Gigawatt. Im Jahr 2023 werden es 46 Gigawatt sein.

BigTechs sind schon seit einigen Jahren bedeutende Abnehmer von Energie aus erneuerbaren Quellen. Im Jahr 2023 trugen sie weiterhin zum Wachstum des PPA-Marktes bei. Unter einer Gruppe von mehr als 200 von BNEF beobachteten Unternehmen, war Amazon das vierte Jahr in Folge der führende Käufer von sauberer Energie – gefolgt von Meta, LyondellBasell und Google. Im vergangenen Jahr kündigte Amazon außerdem 8,8 Gigawatt an PPAs in 16 Ländern an. Das Portfolio des Unternehmens an sauberer Energie belief sich auf insgesamt 33,6 Gigawatt, wobei die größte Kapazität auf dem belgischen und chilenischen Markt verzeichnet wurde.

Erst kürzlich, im Mai 2024, unterzeichnete Microsoft die größte PPA für erneuerbare Energien mit einer Gesamtkapazität von mehr als 10,5 Gigawatt in den Vereinigten Staaten und Europa. Der Bau der Projekte soll 2026 beginnen und wird voraussichtlich mehr als 11,5 Milliarden US-Dollar kosten. Nach Angaben von Microsoft ist diese PPA fast achtmal so groß wie jede andere Vereinbarung über erneuerbare Energien für den Unternehmensgebrauch.

Manche Stimmen behaupten jedoch, dass die PPAs und ihre Fähigkeit, Rechenzentren in Sachen Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit voranzubringen, zu stark vermarktet werden. So weist ein Meinungsbeitrag von Max Schulze, dem Gründer der Sustainable Digital Infrastructure Alliance, darauf hin, dass PPAs zwar zur Finanzierung erneuerbarer Energiequellen beitragen, dies jedoch hauptsächlich aufgrund der wirtschaftlichen Anreize wie niedrigere Energiekosten geschieht.

Der Artikel führt außerdem an, dass jeder Erzeuger erneuerbarer Energien zwei Ergebnisse liefert: Strom und Herkunftsnachweise (grüne Zertifikate). Dies unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von einem herkömmlichen „grünen“ Energievertrag. Bei PPAs ist es allerdings möglich, die Herkunftsnachweise zu entbündeln – beispielsweise von einem Windpark, der die erneuerbare Energie erzeugt. Anschließend werden die Nachweise zum Ausgleich der Emissionen aus kohlebasierter Energie verwendet, die anderswo gekauft wird.

Mit anderen Worten: PPAs können die Illusion erwecken, dass Rechenzentren 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche erneuerbare Energiequellen nutzen und daher ökologisch nachhaltiger sind – und das lediglich, weil irgendwo ein Wind- oder Solarpark läuft und Zertifikate erzeugt, die gekauft werden müssen. Eine echte physische Verbesserung ist allerdings nicht unbedingt gegeben.