Anstieg der Investitionen: 11 % mehr Kapitalaufwendungen für Rechenzentren erwartet

data center capex
Sheila Zabeu -

Januar 16, 2024

Der Blick auf die Finanzwelt der Rechenzentren verspricht Interessantes: Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Dell’Oro Group ist im Jahr 2024 eine beachtliche Steigerung der Kapitalausgaben (Capex) zu erwarten. 11 % besagt die Prognose, was den Beginn eines neuen Expansionszyklus einleitet. Weltweit steigen die Capex im Zusammenhang mit Rechenzentren signifikant an im Vergleich zu den bescheidenen 4 % des Vorjahres. Im Bezug auf Data Centers beziehen sich Capex auf den finanziellen Aufwand für den Erwerb, die Aktualisierung und die Aufrechterhaltung physischer Vermögenswerte, Gebäude, Hardware oder Software.

Baron Fung, leitender Forschungsdirektor bei Dell’Oro Group, über die Situation 2023: „Es gab eine Verlangsamung der Implementierungen von Servern und allgemeinen Speicherressourcen auf dem Markt, trotz der Zunahme der Investitionen im Bereich Künstliche Intelligenz. Obwohl große Akteure wie Microsoft, Google und Oracle im Jahr 2023 ihre Investitionen in Rechenzentren ausweiteten, haben andere Cloud-Service-Provider wie Amazon und Meta die für Rechenzentren vorgesehenen Beträge reduziert.“

Nach Aussagen von Führungskräften präsentiert sich der Ausblick für 2024 in positivem Licht. Künstliche Intelligenz (KI) wird als maßgeblicher Treiber für Investitionen in Cloud-Plattformen und unternehmensweite Infrastrukturen betrachtet. Zudem ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach Servern für allgemeine Anwendungen nach einer längeren Anpassungsphase wieder steigt, da neue Serverplattformen eine leistungsstärkere Datenverarbeitung ermöglichen.

Der Bericht der Dell’Oro Group bündelt Daten zu den IT-Capex von Rechenzentren im dritten Quartal 2023. Er hebt hervor, dass die Einnahmen aus Servern und Speichersystemen im Jahr 2024 voraussichtlich um mehr als 20 % steigen werden. Gleichzeitig prognostiziert der Report ein einstelliges Wachstum für Netzwerke und Infrastrukturen.

Vorhersagen deuten darauf hin, dass allein Cloud-Service-Provider im hyperskaligen Bereich ihre Investitionen in Rechenzentren in diesem Jahr um 13 % steigern.

Das globale Capex der Rechenzentren soll bis 2027 auf 400 Milliarden US-Dollar ansteigen. Die Studie der Dell’Oro Group sagt voraus, dass sich für hybride Cloud-Lösungen Wachstumschancen sowohl im hyperskaligen Marktsegment als auch in Unternehmenseinrichtungen eröffnen.

„Die hyperskaligen Cloud-Umgebungen sollen bis 2027 für die Hälfte der Ausgaben für Rechenzentruminfrastruktur verantwortlich sein. Es gibt aber auch beträchtliche Chancen für On-Premise-Umgebungen“, kommentiert Baron Fung. Er fügt hinzu, dass Unternehmen ihre IT-Bereitstellungen kontinuierlich optimieren werden, um lokale und Cloud-Workloads auszubalancieren. Neue Anwendungen erfordern zudem auch eine Infrastruktur an den Rändern, was die Entstehung eines neuen Ökosystems begünstigt.

Die Studie betont weiterhin, dass makroökonomische Faktoren kurzfristig die Investitionen in Rechenzentren erschweren können. Allerdings führen die Fortschritte in den Bereichen Serverarchitekturen, beschleunigte Datenverarbeitung und Nachhaltigkeit langfristig zu mehr Effizienz in Rechenzentren und so zu zusätzlichen Investitionen.

Die Zukunft der Datenverarbeitung: Das Rechenzentrum als innovative KI-Fabrik

Auf einer Konferenz im November 2023 skizzierte Vladimir Galabov, Forschungsdirektor bei Omdia, eine faszinierende Perspektive für moderne Rechenzentren: Sie agieren als KI-Fabriken mit tiefgreifenden Auswirkungen. Ein zentrales Anliegen dabei ist die Herausforderung, innovative Wege zur schnellen Kapazitätserweiterung dieser Einrichtungen zu erschließen.

„Die Rechenzentren entwickeln sich zu Fabriken für KI. Dafür müssen die Infrastrukturen rasch angepasst werden. Wir beobachten eine massive Verschiebung bei den Ausgabemustern. Ein erheblicher Teil der Budgets ist dabei für die Erweiterung der Rechenleistung sowie der physischen Anlagen vorgesehen“, so Galabov. Er sagt fünf Jahre erheblichen Energieverbrauchszuwachs in der Data-Center-Branche voraus.

Die Integration von KI-optimierten Servern zeigt tatsächlich eine stetige Zunahme, wie von Omdia prognostiziert. Ein bemerkenswertes Beispiel ist Nvidia, einem der weltweit größten Hersteller von Chipsätzen und Grafikprozessoren. Dessen Einnahmen aus Rechenzentrumslösungen betrugen im dritten Quartal 2023 mit 14,5 Milliarden US-Dollar nahezu das Vierfache im Vergleich zum Vorjahr. Dass Nvidia in diesem Zeitraum fast eine halbe Million GPUs der Modelle H100 und A100 verkauft hat, unterstreicht die erwartete Entwicklung.

Parallel zu diesem Trend verzeichnete der Markt für vorgefertigte Module für Rechenzentren im Vorjahr einen bedeutenden Anstieg. Dies soll die rasche Erweiterung der Energiekapazität von Rechenzentren unterstützen, so Omdia. Insbesondere die Nachfrage nach fertig produzierten Energiemodulen – wie Verteilerschränken, USV, Batterien und PDUs – hat sich bei einigen Anbietern verdoppelt.

Experten erwarten bis 2027 eine fortlaufende Steigerung der Leistungsdichte in Racks – begleitet von einer verbesserten Leistung und Serverkonsolidierung, insbesondere im Bereich KI-Modelle. Über das Jahr 2027 hinaus dürfte der Fokus voraussichtlich auf Effizienz, Optimierung und der Bewältigung der operativen Kosten (OPEX) von Rechenzentren liegen.