Steigende Akzeptanz: Mehr Unternehmen setzen auf IIoT-Strategien

A man in a modern factory with a tablet in his hands.
Sheila Zabeu -

September 09, 2023

Das Internet der Dinge im industriellen Umfeld ist im Aufwind. Doch wie setzen Firmen Technologien des Industrial Internet of Things (IIoT) um? Und mit welchen Problembereichen sehen sie sich konfrontiert? Antworten auf diese Fragen liefert der Bericht „Digital Operations Signals: Industrial IoT Solution Spotlight“, von Microsoft und IoT Analytics. Die beiden Unternehmen interviewten dafür 300 Entscheidungsträger aus Industrie, Energie- und Gebäudesektoren weltweit und führten ausführliche Gespräche mit Führungskräften aus dem IIoT-Ökosystem.

Ihre Studie enthüllt sechs Erkenntnisse im Zusammenhang mit erfolgreich umgesetzten Projekten:

1. IIoT gewinnt an Beliebtheit: 65 % der befragten Organisationen setzen IIoT-Strategien in die Praxis um. Zudem haben sich Herausforderungen in Bezug auf Budget, Projektkomplexität und Datenmanagement im Vergleich zu vor fünf Jahren um etwa 50 % reduziert. Die durchschnittliche Amortisationszeit für IIoT-Projekte beträgt 20 Monate im Vergleich zu 24 Monaten vor fünf Jahren.

2. Unternehmen setzen vermehrt auf vorgefertigte Lösungen: Der Anteil derjenigen, die diesen Ansatz verfolgen, ist in den letzten zwei Jahren von 9 % auf 30 % gestiegen. In dieser Kategorie von IIoT-Projekten hat sich die durchschnittliche Amortisationszeit um 40 % verringert.

3. Es gibt gute Gründe für jeden Ansatz – Entwickeln, Kaufen und Integrieren sowie nur Kaufen: Die eigene Entwicklung von Systemen bietet totale Anpassungsfreiheit, um spezifische Anforderungen zu erfüllen und nicht an einen einzigen Anbieter gebunden zu sein. Kaufen und Integrieren kombiniert erprobte, unterstützte Technologien mit der Möglichkeit zur teilweisen Anpassung an das jeweilige Unternehmen. Der Kauf hingegen ist eine kostengünstige Lösung, die eine schnellere Kapitalrendite bei weniger Integrationsherausforderungen ermöglicht.

4. Große Unternehmen bevorzugen die Entwicklung von Lösungen; Unternehmen aus den Bereichen Elektronik und Maschinenbau setzen auf das Modell Kauf und Integration: Die Hauptgewerbe, die den Entwicklungsansatz bevorzugen, sind Bauwesen (89 %), Automobil (56 %) und Einzelhandel (56 %). Diejenigen, die tendenziell den Kauf-und-Integrieren-Ansatz wählen, sind die Branchen Elektronik (57 %) und Maschinenbau (52 %), während die Branche, die den Kauf am häufigsten nutzt, die Pharmazie (31 %) ist.

5. Anbieterökosysteme beschleunigen die Wertschöpfung: Anbieter schließen sich in Partnerökosystemen zusammen, um nahezu schlüsselfertige Lösungen auf den Markt zu bringen, die die Wertschöpfung erhöhen. Einige dieser Maßnahmen umfassen bereits fertige Teile für Lösungen, andere beispielsweise spezielle technische und geschäftliche Unterstützung.

6. Budgetbeschränkungen sind verschwunden, andere Herausforderungen bleiben: Die Cybersicherheit verursacht die Hauptbedenken bei den Befragten. Darüber betrachten die Unternehmen den Mangel an Fachkräften sowie Wissen mit Sorge.

Drei Ansätze

In der Welt der industriellen Internet-of-Things-Projekte gibt es wie oben erwähnt drei verschiedene Herangehensweisen: Entwicklung, Kauf und Integration sowie reiner Kauf. Jeder dieser Ansätze hat Vor- und Nachteile – es gibt keine Einheitslösung, die für jedes Unternehmen passt. Die Studie brachte jedoch weitere interessante Erkenntnisse zutage: Unabhängig von der gewählten Methode zeigten sich die befragten Unternehmen im Allgemeinen zufrieden mit ihren IIoT-Projekten. Beeindruckende 89 % der Interviewten gaben an, dass die IIoT-Lösungen ihre Erwartungen ganz erfüllten oder sogar übertrafen.

Besonders bemerkenswert ist, dass die Ansätze „Entwicklung“ sowie „Kauf und Integration“ gleichermaßen hohe Bewertungen erhielten. Bei diesen beiden Herangehensweisen gaben beeindruckende 40 % der Firmen an, dass ihre Projekte ihre Erwartungen „übertroffen haben“. Im Vergleich dazu berichteten bei der Methode „reiner Kauf“ nur 13 % der Befragten von Projekten, die „die Erwartungen übertroffen haben“. Dennoch bewerteten beachtliche 70 % diesen Ansatz als „den Erwartungen entsprechend“. Erwähnenswert ist auch, dass der Kaufansatz die kürzeste Zeit zur Amortisation der Investitionen aufwies – nämlich nur 12 Monate.

Entwicklung, Kaufen und Integrieren oder nur Kaufen: Pro und Kontra der drei Ansätze, IIOT-Projekte durchzuführen

IIOT: Der aktuelle Stand

Pioniere vs. Spätstarter: Die Studie zeigt einige wichtige Unterschiede zwischen den Vorreitern, die vor mehr als einem Jahrzehnt mit IIoT-Lösungen begonnen haben, und jener Gruppe, die erst in den letzten Jahren auf den Zug aufgesprungen sind.

Einer dieser Unterschiede besteht darin, dass aktuelle IIoT-Projekte erfolgreicher sind. Angehörige von Unternehmen, die erst kürzlich ihre IIoT-Projekte abschlossen, berichten häufiger von einer Übertreffung ihrer Erwartungen (43 %). Im Vergleich dazu bestätigten diejenigen, die ihre Projekte bereits vor einigen Jahren beendeten, weniger häufiger diese Aussage (38 %).

Die befragten Unternehmen hoben am häufigsten die folgenden positiven Ergebnisse im Zusammenhang mit IIOT hervor: eine gesteigerte Betriebseffizienz, eine verbesserte Nutzung von Ressourcen, weniger Ausfallzeiten, eine höhere Produktqualität sowie eine deutlichere Sichtbarkeit der Lieferkette. Darüber hinaus berichteten sie von mehr Einnahmen durch Produktivitätssteigerungen, höheren Verkaufszahlen oder einer verbesserten Kundenzufriedenheit.

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Amortisationszeit für IIoT-Projekte kürzer geworden ist. Laut dem Bericht hat sich die Zeitspanne zwischen der ersten Investition in ein IIoT-Projekt und der Realisierung des Return on Investment (ROI) in den letzten beiden Jahren – im Vergleich zu Projekten, die vor 2018 zum Abschluss kamen – um vier Monate verkürzt. Diese Verringerung ist auf eine effizientere Abwicklung der anfänglichen Phasen von IIoT-Projekten zurückzuführen. So fiel weniger Zeit auf die Entwicklung des Geschäftsfalls (63 % Einsparung von acht auf drei Monate) und auf die Bewertung des anzuwendenden Ansatzes (50 % Reduktion von sechs auf drei Monate).

Des Weiteren zeigte sich, dass Unternehmen den Geschäftsfall für IIoT-Projekte schneller entwickeln. Die ursprüngliche Formulierung des Geschäftsarguments ist von entscheidender Bedeutung, bevor ein Projekt startet. Allerdings hat sich die Zeit, die für diese Phase aufgewendet wird, verringert. Im Bericht gaben 58 % der IIOT-Spätstarter an, dass ein detaillierter Geschäftsfall notwendig ist – im Vergleich zu 68 % der Vorreiter. Diese Verkürzung könnte auf das gewachsene Vertrauen in das IIoT-Ökosystem bei neuen Projektstartern zurückzuführen sein.

Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied zeigt sich darin, dass Unternehmen vermehrt vorgefertigte Anwendungen in Betracht ziehen. Während 42 % den Ansatz bevorzugen, IIoT-Lösungen von Grund auf neu zu entwickeln, sei es intern oder mit Hilfe von Dritten, wenden sich immer mehr dem Kaufansatz zu – 30 % der Spätstarter im Vergleich zu 9 % der Vorreiter.

Außerdem verringerten sich die Herausforderungen bei der Implementierung von IIoT-Projekten: Bei denjenigen, die kürzlich ihre IIoT-Projekte abschlossen, berichteten nur 22 % von Implementierungsproblemen, im Vergleich zu 52 % bei älteren Projekten. Darüber hinaus waren Budgetbeschränkungen für diese Gruppe viel seltener ein Hindernis (16 % gegenüber 29 % bei älteren Projekten).

Als die drei wichtigsten technischen Herausforderungen nannten die Befragten die Entwicklung neuer Anwendungen (49 %), der Schutz von operativen Technologienetzwerken (43 %) und die Integration von Geschäftsanwendungen (42 %). Ein Hindernis hoben die interviewten Unternehmen dabei besonders hervor (14 % im Vergleich zu 28 %): den Mangel an Fähigkeiten und Kompetenzen bei den Endbenutzern.