Smart Tags: Die Zukunft zur Verbreitung des IoT

transponder with antenna high integrated on the smart label
Sheila Zabeu -

März 23, 2023

Eine neue Ära in der Verbreitung des Internet der Dinge (IoT) ist angebrochen: Smart Tags, die flexibel gedruckte Elektronik verwenden, befinden sich im Wachstum. Laut einer Studie von ABI Research versprechen diese Geräte einen erheblichen Mehrwert in unterschiedlichen Anwendungsfällen – nicht nur im Lieferkettenbereich, sondern auch in anderen Sektoren.

„In den letzten 15 Jahren war der Markt für gedruckte Elektronikprodukte für das Asset Tracking vor allem von Funkfrequenz-Identifikationssystemen bestimmt. Diese Technologie wird wohl auch weiterhin dominant bleiben. Doch die Entwicklung von Niedrigenergie-Technologien für die Nutzung im IoT – von Bluetooth bis zu zellulärem und nicht zellulärem LPWAN – macht auch viele weitere Funktionen auf Etiketten möglich“, erklärt Tancred Taylor, Analyst bei ABI Research. Durch geringere Kosten sowie höhere Benutzerfreundlichkeit, Reichweite, Lebensdauer und Datendurchsätze werden so völlig neue Anwendungsfälle möglich, die zuvor nicht denkbar waren.

Die Kosten gehören dabei zu den wichtigsten Aspekten, die Smart Tags attraktiver machen. Sie entwickeln sich in verschiedene Richtungen und können die Art und Weise der Datenerfassung verändern, was sie laut ABI Research zur wichtigsten Quelle der Wertsteigerung macht. Zunächst dürften sich die Anwendungsfälle vor allem auf Lieferketten konzentrieren – aber auch im Einzelhandel und auf dem B2C-Markt gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Sogar der Einsatz im industriellen Management wäre in näherer Zukunft denkbar.

Im konkreten Fall der Lieferketten existiert derzeit ein technisches Vakuum auf dem Smart-Tag-Markt: Denn laut der ABI-Studie werden die ergänzenden Technologien getrennt von anderen Funktionen erdacht und implementiert. Smart Labels haben beispielsweise ein großes ungenutztes Potenzial als Bestandteil von Lieferkettenlösungen: Diese ließen sich beispielsweise in Etiketten aus Papier integrieren, um menschen- und maschinenlesbare Formate mit Daten für verschiedene Beteiligte der Lieferkette bereitzustellen, darunter Absender, Logistikunternehmen, Zoll und Verbraucher.

„Vor allem müssen wir verstehen, wie Smart Tags mit dem Internet der Dinge zusammenarbeiten – und wie man sich am besten auf dem Markt positioniert, um diesen vielversprechenden Sektor voll auszuschöpfen“, kommentiert Taylor.

Labels für jede Konnektivitäts-Technologie

Smart Tags mit integrierter Bluetooth-Technologie sind bereits seit 2020 im Einsatz und zeigen ein kontinuierliches Wachstum. Viele Projekte befinden sich aktuell in der Anfangsphase und dürften noch 2023 erste Ergebnisse zeigen.

Auch proprietäre Smart Labels sind weltweit auf dem Vormarsch: In China ist ZiFiSense der Marktführer mit mehreren Projekten in den Jahren 2019 und 2020. Und auch in anderen Regionen haben sich seit 2022 zahlreiche Projekte entwickelt, die andere proprietäre Technologien verwenden – viele davon mit Sigfox-Designs.

Die Initiativen für die Nutzung von LoRa befinden sich derzeit noch in der Anfangsphase. Denn Labels auf Basis von Mobilfunktechnologien stellen die Anbieter von Smart Tags laut ABI Research aktuell vor größere technische Herausforderungen. So fehlt bei einigen kritischen Bauteilen, wie z. B. der Batterie, ist bisher noch ein praktikables Verfahren für die Massenfertigung.

„Die Wahl des Konnektivitätsstyps ist die wichtigste Überlegung zur Bestimmung des generierten Wertes bei Smart-Tag-Lösungen. Alle Optionen bieten theoretisch einen großen Absatzmarkt, sind aber jeweils für unterschiedliche Anwendungsfälle geeignet“, erklärt Taylor.

Weitere Erwägungen

Laut ABI Research befindet sich der Markt für intelligente Labels mit Short-Range-Wireless-Technologien (SRW) im Wachstum. Doch zwei Entwicklungen werden am Ende entscheidend für den Erfolg sein: Einerseits ist ein lizenzbasiertes Modell für die Hardware-Produktion erforderlich, welches eine breitere Verfügbarkeit und eine Ausweitung der Technologie ermöglicht – beispielsweise wie mit der Lösung von Wiliot oder den Versuchen von Reelables.

Andererseits wird es wichtig sein, mehr Anbieter von WAN-Trackern einzubinden. Dadurch können Bluetooth-Geräte feste Zugangspunkte (APs) sowie spezielle Gateways nutzen. Dies umfasst auch Geräte von Drittanbietern, wie stationäre und mobile Gateways sowie Smartphones. Diese Integration wird eine viel breitere Palette von Anwendungsfällen ermöglichen.

Für Smart Tags mit großer Reichweite (WAN) wird es erst mittelfristig Marktchancen geben. Obwohl sie sehr vielversprechend sind, sind solche WAN-Smart-Tags mit Mobilfunktechnologie nach Ansicht von ABI Research erst ab einem Preis von maximal 8 bis 10 US-Dollar rentabel. In der Zwischenzeit könnten sich für WAN-Smart-Tags jedoch Möglichkeiten als kostengünstige Tracker für niedrigpreisige Waren ergeben, wie z. B. bei Paletten, Kisten und Containern.

Ein Balkendiagramm von ABI Research zum prognostizierten Einsatz von Smart Labels im Frachtverkehr in Nordamerika bis 2028, aufgeteilt nach Technologie.

Darüber hinaus sind zwei grundlegende Fragen auf dem Smart Label-Markt noch nicht beantwortet: Zunächst stellt sich die Frage, wer die Rechnung bezahlt. Zwar werden viele Parteien von den Einsichten profitieren, die sich aus den Daten der Smart Tags gewinnen lassen – allerdings werden nicht alle dazu bereit sein, auch in diese zu investieren. So könnten einige Beteiligte eine Bereitstellung dieser Daten durch andere erwarten – kostenlos oder als Zusatzleistung.

Die zweite Frage bezieht sich auf die gemeinsame Nutzung dieser Informationen. Es werden verschiedene Vereinbarungen nötig sein, um eine geeignete Infrastruktur für Smart Tags und die Aufteilung des geschaffenen Mehrwerts zwischen den verschiedenen Parteien festzulegen.

Wer sich genauer für das Thema Smart Tags interessiert, sollte in der nächsten Zeit die folgenden Unternehmen auf dem Radar haben: Sony Sensors, STMicroelectronics, Wiliot, ZiFiSense, Adrich, NanoThings, Reelables und Tive.