Scattered-Cloud-Syndrom: Ist Ihr Unternehmen betroffen?

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Cristina De Luca -

Oktober 17, 2022

Cloud Computing wird immer häufiger genutzt. Meistens geschieht die Einführung einer Cloud aber in ungeordneter Weise, da eine Vielzahl von Optionen und Kombinationen zur Verfügung steht. Dabei vermischen sich hybrides, Multi-Cloud-, verteiltes und Edge-Computing, oft mit Lösungen von verschiedenen Dienstanbietern. Die Grundsätze, auf denen die Nutzung und oft exzessive Einführung von Technologien sowie Konzepten rund ums Cloud Computing basiert, geraten dabei schnell aus dem Blick. Fernando Pereiro, Senior Director und Analyst bei Gartner im Bereich Technology and Services Provider (T&SP), bezeichnete diese Situation als „Scattered Cloud Syndrome“.

„Es handelt sich um eine Störung auf strategischer oder taktischer Ebene, die sich durch einen Verlust des Fokus auf die geschäftlichen Bedürfnisse kennzeichnet. Dies führt nicht selten zu einer technologischen Sättigung und einem unverhältnismäßigen technischen Rahmen“, schreibt er.

In strategischer Hinsicht stellt Pereiro eine Überbewertung fest, die nicht mit den Geschäftsanforderungen übereinstimmt und zu übertriebener Technologieplanung und -investition führt. Taktisch gesehen entstehen dabei zwei Probleme: zum einen die Sättigung eines Ökosystems und zum anderen das Fehlen standardisierter Prozesse, die den Einsatz derartiger Technologie regeln. Beides steht in direktem Zusammenhang mit der fraglichen Kompetenz der anwendenden Unternehmen, einen technologischen Rahmen zu schaffen, der auf die zu erfüllenden Geschäftsanforderungen abgestimmt ist.

Laut Pereiro lässt sich das Scattered-Cloud-Syndrom bei Unternehmen feststellen, die:

  • den Markt für Cloud-Produkte und -Services überschätzen und ihn übermäßig ausnutzen.
  • übersättigte Rahmenwerke besitzen, die operative Mängel überdecken sollen.
  • ihre technologische Strategie unabhängig sowie losgelöst von einer übergreifenden Geschäftsstrategie planen und ausführen.
  • Veränderungen im aktuellen und künftigen Kaufverhalten ignorieren.

Um dieses Syndrom zu vermeiden, müssen Fachleute für Cloud-Infrastruktur und -betrieb eine sichere, skalierbare Architektur entwerfen. Somit lassen sich die Geschäftsergebnisse und der Aufwand der technischen Implementierung ins Verhältnis setzen. Der Unternehmensberatung zufolge beginnt dies mit der Schaffung einer formalen Organisationsstruktur: Diese unterstützt die Zusammenarbeit zwischen der IT und dem Rest des Unternehmens und sorgt letztlich für deutlich verbesserte Abläufe bei der Cloud-Einführung.

Infografik zum Verhältnis der beteiligten Geschäftsbereiche bei der Cloud-Einführung

Am besten ist es, eine umfassende Cloud-Strategie zu entwickeln, bevor ein Unternehmen sich dem Cloud Computing zuwendet. Dabei müssen zunächst die Fragen nach dem „Was“ und „Warum“ beantwortet werden. Das „Wie“ lässt sich auch in einem späteren Schritt beantworten, wenn ein Plan für die Implementierung der Cloud aufgestellt wird.

Die Cloud-Strategie sollte auf die Geschäftsergebnisse und -ziele zugeschnitten sein, einschließlich Geschwindigkeit, Belastbarkeit und Agilität. Zudem muss der entsprechende Plan mit den unternehmenseigenen Support-Strategien für Daten, Sicherheit, Verwaltung und Architektur abgestimmt werden. Wenn Arbeitslasten in die Cloud verlagert werden, aber deren Modernisierung vernachlässigt wird, können beispielsweise die Betriebskosten steigen, ohne dabei die geschäftliche Agilität zu verbessern.

Gartner weist außerdem auf einen weiteren Punkt hin: Die Vorteile der Cloud lassen sich maximieren, wenn Unternehmen die Funktionen voll ausschöpfen, die die Service Provider von Haus aus mitbringen. Dabei ist es wichtig, eine Netzwerk-Architektur zu entwickeln, die auf den Anforderungen der Arbeitslast des Unternehmens basiert – und nicht auf den Ressourcen, die im Angebot eines bestimmten Cloud-Anbieters verfügbar sind. Ebenso sollte die Ausfallsicherung nicht nur auf der Infrastrukturebene, sondern auch in der Anwendungs-Schicht angelegt werden.

Es kann nicht genug betont werden: Eine robuste Cloud-Umgebung ist unabdingbar, um von anderen Technologietrends zu profitieren, die uns im Jahr 2025 erwarten. Zu diesen zählen z. B. RPA (Robotic Process Automation) für die intelligente Automatisierung, die Datenanalyse von Anwendungen aus dem Internet der Dinge, die Anzahl neuer Geräte, die mit der Netzwerkstruktur verbunden sind, Edge-Infrastrukturen, SaaS-Lösungsangebote und vieles mehr.

Wie sollte eine gute Cloud-Strategie aussehen?

Zu Beginn sollte die Cloud-Strategie den drei obersten Prioritäten des Unternehmens zugeordnet werden:

  1. Innovation. Wie können Cloud-Dienste helfen, Geschäftsprobleme zu lösen und Innovationen voranzutreiben?
  2. Verwaltung und Sicherheit. Ermöglicht die Cloud anpassungsfähige Verwaltungsstrukturen, die flexibel genug sind, um unterschiedliche Anforderungen und Risikoprofile zu bewältigen?
  3. Mobilisierung und Migration. Inwiefern kann die Cloud Unternehmensinitiativen wie die digitale Transformation unterstützen?
Infografik zur Einführung einer Cloud-Infrastruktur in 5 Schritten
Quelle: Gartner

Unternehmen sollten im Blick behalten, dass sich eine Cloud-Strategie vom Ablauf bei Rechenzentren oder Plänen zur Implementierung, Einführung und Migration unterscheidet. Es ist daher ratsam, die Cloud-Strategie an sich vom Einführungsplan getrennt zu betrachten.

Cloud-Modelle, -Architekturen und -Dienstleister werden dabei die Schlüsselkomponenten des Betriebsmodells sein. Ihre Auswahl sollte sich daher an der zuvor entwickelten Cloud-Strategie orientieren.

Eine gut durchdachte Strategie kann beispielsweise verhindern, dass die Verwaltung der Infrastruktur zu einer zunehmenden Belastung für die Ressourcen wird. Dies stellten 58 % von 1.300 IT-Führungskräften fest, die im Auftrag von Dynatrace über die Herausforderungen bei der Einführung von Multi-Cloud befragt wurden. Heute verfügen 99 % von ihnen über Multi-Cloud-Umgebungen und verwenden im Durchschnitt sieben Monitoring-Lösungen, um diese zu verwalten. Die Hälfte (56 %) ist jedoch der Meinung, dass diese herkömmlichen Überwachungsansätze durch eine Plattform ersetzt werden sollten, die ein End-to-End-Monitoring über die verschiedenen Clouds hinweg ermöglicht.