Nokia Bell Labs arbeitet an Natural-Language Netzwerken

Natural-Language Networks

November 13, 2023

Stellen Sie sich vor, Sie könnten ein Netzwerk nur durch wenige Sprachbefehle konfigurieren: Was wie eine Idee aus der Zukunft wirkt, ist bereits ein aktuelles Projekt von Nokia Bell Labs. Die derzeitigen Forschungsarbeiten sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu wahrhaft autonomen Netzen, den so genannten Natural-Language Networks. Die Innovation wird es ermöglichen, Netze durch einfache Dialoge oder sogar kurze Textbefehle zu bedienen. Den Forschern zufolge werden die Netze die Absichten der Nutzer verstehen und über die weitreichende Intelligenz verfügen, entsprechend autonom zu handeln.

Natürlich-sprachige Netze sollen die Verwaltungskomplexität reduzieren und dabei eine umgehende Reaktion auf Nutzeranfragen ermöglichen. Durch die Verwendung Künstlicher Intelligenz (KI) soll diese Technologie die Konfiguration und Wartung von Netzwerken erleichtern.

Die Verarbeitung natürlicher Sprache sowie die Anwendung von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning werden dazu in der Lage sein, einfache sprachliche oder textbasierte Anfragen zu interpretieren, um automatisch die passenden Ressourcen zuzuweisen. Zudem sind diese netzwerkbezogenen Systeme kontinuierlich lernfähig, optimieren ihre Prozesse mit jeder Anfrage und gewinnen stetig an neuen Fähigkeiten, um die Bedürfnisse von Diensten und Anwendungen vorauszusehen – ganz ohne menschliches Eingreifen.

„Es wird nicht länger nötig sein, sich durch technische Anleitungen oder komplexe API-Beschreibungen zu wühlen, um Netzwerke zu konfigurieren. Ein simpler Satz wie ‚Optimiere das Netzwerk am Standort X für den Dienst Y‘ wird ausreichen. Derartige Anfragen lassen sich beispielsweise nutzen, um drahtlose Netzwerke in Fabriken für die Automatisierung von Robotern zu konfigurieren – oder Netzwerke bei Veranstaltungen mit zahlreichen Social-Media-Beiträgen zu optimieren“, erklärt Csaba Vulkan, Forschungsleiter für Netzwerksystemautomatisierung bei Nokia Bell Labs.

Die auf natürlicher Sprache basierenden Netzwerke sind Teil einer Forschungsinitiative der Nokia Bell Labs mit dem Namen UNEXT – als Abkürzung für „Unified Networking Experience“. Ziel des Projekts, das den Namen des legendären UNIX-Betriebssystems der Bell Labs trägt, ist die Neugestaltung von Software- und Netzwerksystemen. Ähnlich wie UNIX einst die Computertechnik veränderte, soll UNEXT die nahtlose Integration aller Komponenten in Netzwerken erleichtern und sie selbst zu einer Art Betriebssystem machen.

„Netzwerke, die auf natürlicher Sprache basieren, sind nur ein Vorgeschmack die zahlreichen Funktionen von UNEXT. Die Reduzierung der Komplexität im Netzwerkmanagement passt ideal zu unserem Ziel, die Reichweite vernetzter Systeme zu erweitern, indem wir Barrieren beseitigen, die ihrer Interoperabilität im Wege stehen“, erklärt Azimeh Sefidcon, Leiter der Netzwerksysteme und Sicherheitsforschung bei Nokia Bell Labs.

Die Demonstration dieser revolutionären Technologie erfolgte erstmals in einem Proof of Concept auf dem Brooklyn 6G Summit, der vom 31. Oktober bis 2. November in New York (USA) stattfand.

Mehr über UNEXT

UNEXT (Unified Networking Experience) präsentiert sich als ein interaktives und autonomes Betriebssystem, das jedes Netzwerk-Element eigenständig behandelt und die Hürden der Interoperabilität zwischen diesen Elementen beseitigt. Laut Nokia Bell Labs markiert UNEXT eine neue Entwicklungsstufe in der Netzwerk-Software und verwandelt das Netzwerk selbst in eine Art Betriebssystem. Die Organisation betont, dass UNEXT und UNIX mehr Gemeinsamkeiten besitzen sollten als nur ihre Namen: UNEXT soll einen vergleichbaren, nachhaltigen Einfluss auf die Computerwelt ausüben wie UNIX.

Voraussichtlich wird UNEXT eine Schlüsselrolle im Zeitalter von 6G spielen, indem es eine Vielzahl verschiedener Systeme miteinander verknüpft, die für zukünftige Anwendungen unerlässlich sind – von Robotern und autonomen Fahrzeugen bis hin zum Metaverse und der virtuellen Realität. Das Überbrücken von Lücken zwischen Anbietern, Standards und Betreibern soll laut Prognosen der Nokia Bell Labs dazu beitragen, digitale und physische Realitäten zu verknüpfen.

Ein herausragendes Merkmal von UNEXT ist seine Beschaffenheit als interaktives, selbstverwaltendes Betriebssystem für Benutzer und Anwendungen, welches Ressourcen über heterogene und proprietäre Umgebungen hinweg verwaltet. Die sechs Hauptbereiche von UNEXT umfassen:

  1. Autonome Dienste: UNEXT bietet Automatisierung und Autonomie in sämtlichen Phasen des Lebenszyklus von verschiedenen Diensten.
  2. Daten- und Wissensdienste: Die verteilte Intelligenz in UNEXT beeinflusst sämtliche Aspekte des Netzwerks und schafft automatisch Prozesse für flexible Datenoperationen, maschinelles Lernen sowie die Generierung von Wissen und Kontext.
  3. Symbiose von Netzwerk und Anwendung: UNEXT verbessert die Anwendungsleistung und Netzeffizienz durch dynamische Interaktionen.
  4. Erweiterte Rechendienste: UNEXT integriert heterogene Rechenressourcen – von der Cloud über Edge-Computing bis hin zu Geräten.
  5. Dezentralisierte Umgebungen: UNEXT verwaltet auch heterogene Geräte, Komponenten, Entitäten und Akteure sicher und zuverlässig.
  6. E2E-Systemdynamik: UNEXT nutzt eine Ende-zu-Ende-Erfassung für die gewünschten Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Sicherheit und Skalierbarkeit. Dazu eliminiert es die unerwünschten Eigenschaften automatisch.