Markt für Wärmemanagement in Rechenzentren wächst unerwartet schnell

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Sheila Zabeu -

Juni 28, 2024

Der Markt für das Wärmemanagement von Rechenzentren übertrifft die Erwartungen. Laut einer neuen Untersuchung von Omdia hat das Marktsegment ein beispielloses Wachstum gezeigt und bereits ein Marktvolumen von 7,6 Milliarden US-Dollar erreicht. Zudem erwarten Experten, dass sich bis 2028 eine stabile jährliche Wachstumsrate von 18,4 % verzeichnen lässt. Vorangetrieben wird diese Zunahme hauptsächlich durch die hohe Nachfrage und Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) in Infrastrukturen mit hoher Dichte.

Vor allem die Nachfrage nach Flüssigkeitskühlung hat laut der Omdia-Umfrage deutlich zugenommen. Zu den wichtigsten Trends gehört die rasche Einführung von Rear Door Heat Exchangers (RDHx) in Kombination mit der 1-P-Direktkühlung von Chips. Die Wachstumsrate dieser Technologieklasse betrug beeindruckende 65 % im Jahresvergleich. Es gibt zudem auch eine strategische Kombination aus Flüssigkeits- und Luftkühlungstechnologien, die ein ausgewogeneres und effizienteres Wärmemanagement gewährleisten sollen.

Ein Balkendiagramm mit der voraussichtlichen Entwicklung der Flüssigkeits- und Luftkühlungstechnologien für den Zeitraum 2021 bis 2028.
Quelle: Omdia

„Im Jahr 2023 hat der globale Markt für Rechenzentrumskühlung eine höhere Konsolidierungsquote erfahren, wobei die Marktanteile der Top 5 und Top 10 im Vergleich zum Vorjahr um 5 % stiegen“, fasst Shen Wang, Hauptanalyst bei Omdia, zusammen.

In seiner Studie erweiterte Omdia die Erfassung der Lieferanten auf 49 Unternehmen und fügte chinesische OEMs und direkte Lieferanten von Komponenten für die Flüssigkeitskühlung hinzu. Laut Wang behielten Vertiv, Johnson Controls und Stulz die ersten drei Positionen, wobei Vertiv aufgrund der starken Nachfrage in Nordamerika und Cloud-Partnerschaften einen Marktanteil von 6 % gewann.

Begrenzt wurde das Wachstum des Marktes für Rechenzentrumskühlung hauptsächlich durch Produktionskapazitäten, insbesondere bei Komponenten wie Kühlverteilungseinheiten (CDUs) – nicht durch mangelnde Nachfrage. Es steht jedoch zu erwarten, dass geplante Verbesserungen für 2024 das Problem entschärfen, sodass sich der Auftragsrückstand aufholen lässt.

Flüssigkeitskühlung

Die Einführung von Flüssigkeitskühlung hat besonders in Nordamerika und China ein stabiles Wachstum erfahren, wobei neue Anbieter den Markt aufgefüllt haben und andere Unternehmen signifikante Expansionen verzeichnen. In diesem fast 1 Milliarde US-Dollar umfassenden Markt führt CoolIT, das Direkt-zu-Chip-Lösungen anbietet – gefolgt von Sugon als Marktführer für Immersionskühlung, sowie von Lenovo.

Keep cool and carry on: Das Wärmemanagement von Rechenzentren wird aufgrund der Entwicklung von KI und Nachhaltigkeitsanforderungen weiter zunehmen. Zukünftig werden die Integration von KI-optimierten Kühlsystemen, strategische Partnerschaften mit Lieferanten und die Nachfrage nach energieeffizienten und umweltfreundlichen Lösungen die Entwicklung der Branche prägen, so die Vorhersage der Studie von Omdia.

Erfolgreiche Ansätze sollten darauf abzielen, das Wärmemanagement als Eckpfeiler nachhaltiger und effizienter Rechenzentrumsoperationen zu etablieren und die Technologie mit Umweltmanagement in Einklang zu bringen. „Der Markt für Rechenzentrumskühlung wird bis 2028 auf 16,8 Milliarden US-Dollar geschätzt – bedingt durch Digitalisierungsprozesse, die hohe Nachfrage nach energetischen Kapazitäten und die Migration zu grünen Infrastrukturen. Das Flüssigkeitsmodell wird sich als Hauptmodell im Sektor herausstellen“, betont Wang.

Microsoft gibt Unterwasser-Rechenzentrum auf

Microsoft hat indes sein Natick-Projekt für ein Unterwasser-Rechenzentrum aufgegeben. Diese Bestätigung wurde gegenüber der DCD-Website getätigt und zeigt, dass die Bemühungen schon vor Jahren eingestellt wurden – obwohl in den Medien als laufende Initiative dargestellt.

„Wir bauen nirgendwo auf der Welt Unterwasser-Rechenzentren“, äußerte Noelle Walsh, Leiterin der Cloud Operations + Innovation (CO+I) Abteilung von Microsoft, gegenüber DCD. „Wir haben daran gearbeitet und es hat funktioniert. Wir haben viel über den Betrieb unterhalb des Meeresspiegels, Vibrationen und Auswirkungen auf Server gelernt und werden diese Erkenntnisse auf andere Szenarien anwenden“, fügte sie hinzu.

Microsoft startete das Natick-Projekt 2013 und stellte 2018 ein Testsystem vor der Küste Schottlands auf. Das Unternehmen veröffentlichte 2021 den Quellcode für eine Reihe von Patenten im Zusammenhang mit Unterwasser-Rechenzentren.

China und Südkorea arbeiten hingegen weiterhin an Projekten für Unterwasser-Rechenzentren.