Edge Computing nimmt im Gesundheitswesen Fahrt auf

AT&T Edge Computing
Sheila Zabeu -

Juli 19, 2023

Edge Computing setzt sich allem Anschein nach insbesondere im Gesundheitswesen durch – zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht von AT&T. Aus diesem geht auch hervor, dass die wichtigste Veränderung gegenüber der Erhebung von 2022 der Einsatz von Edge Computing bei medizinischen Tele-Notdiensten und der Fern-Erstversorgung für nicht dringende Fälle war. Der Grund für diese Änderung ist laut AT&T, dass das Notfallpersonal schnellere und fundiertere Entscheidungen treffen kann.

Im Gesundheitswesen findet Edge Computing im Wohnraum der Patienten, in Labors oder im praktischen Einsatz Anwendung. Durch die Erzeugung und Nutzung von Daten in unmittelbarer Nähe des medizinischen Personals werden Entscheidungen öfter dort getroffen, wo die medizinische Versorgung stattfindet. Dadurch lässt sich die Pflege in vielen Fällen fast in Echtzeit personalisieren.

Als einen der vielversprechendsten Aspekte bei den Anwendungsfällen von Edge Computing im Gesundheitswesen hebt der AT&T-Bericht das Potenzial hervor, Echtzeitdaten zu nutzen. Dadurch lässt sich die Patientenversorgung verbessern. Die beiden bemerkenswertesten Anwendungsfälle sind dabei Krankenhausdienste zu Hause sowie autonome Roboter und Drohnen. Das Konzept des häuslichen Krankenhauses basiert beispielsweise auf dem Einsatz von ferngesteuerten Sensoren und Videokonferenzsystemen. Diese ermöglichen es, die Pflege vor Ort durchzuführen und so Betten in Kliniken freizumachen. Roboter und Drohnen hingegen können Aufgaben wie die Desinfektion von Räumen und Operationssälen sowie die Lieferung von Versorgungsgütern in Krankenhausumgebungen übernehmen.

Quelle: AT&T

Bei den für Tele-Medizin genutzten Endgeräten stellen tragbare Geräte mit 53 % der Antworten die erste Wahl dar. Darüber hinaus verwenden 74 % der Befragten 4G/LTE-Mobilfunknetze als Konnektivitätssystem für Edge-Computing-Anwendungen. Als Sicherheitslösung nutzen 52 % eine kombinierte Funktion von Cybersicherheit und lokalen Netzwerken. Die größte Bedrohung stellen in diesem Zusammenhang Insider mit legitimen Zugangsberechtigungen dar – bewusst oder unbewusst.

Herausforderungen und Investitionen

Wie in jedem anderen Bereich gilt es auch für das Edge Computing im Gesundheitswesen, eine große Herausforderung zu meistern: die Sicherheit. Daten, die am Netzwerkrand verarbeitet werden, sind anfällig – dazu gehört auch der Diebstahl oder physische Verlust von Geräten. AT&T nennt als Beispiel Daten, die am Krankenbett oder über Roboter gesammelt werden, die Tausende von Kilometern vom Chirurgen entfernt operieren. In diesem und in vielen anderen Fällen besteht das Risiko einer Datenschutzverletzung. Hier kommen dynamische Cybersicherheitssysteme ins Spiel.

Eine weitere Herausforderung ist die notwendige Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren, die an Edge-Computing-Lösungen für das Gesundheitswesen beteiligt sind. Dieses Ökosystem reicht von Geschäftsführern über IT- und Entwicklungsfachleute bis hin zu Rechts- und Compliance-Abteilungen, die auf regulatorische und datenschutzrechtliche Fragen im Gesundheitswesen achten müssen.

Aus dem AT&T-Bericht geht indes hervor, dass die Einbindung von Beratern für alle essenziell ist, die Edge-Computing-Projekte in Angriff nehmen. Die Mehrheit der Befragten (64 %) verlässt sich bei der Planung auf externe Experten. Zudem nehmen 71 % während der Produktion die Dienste von externen Beratern in Anspruch. Dies kann Prozesse flexibler machen, Zeit sparen und Kosten senken.

Was die Untersuchung von Investitionen in Gesundheitswesen-Edge-Computing betrifft, gilt das Sprichwort „follow the money“. Ob Strategie, Planung, Netzwerkinfrastruktur, Anwendungen oder Sicherheit: Die Studie von AT&T zeigt, dass sich die in den nächsten drei Jahren geplanten Investitionen der Organisationen fast gleichmäßig auf diese Bereiche verteilen.

AT&T empfiehlt Organisationen im Gesundheitswesen, die in Edge Computing investieren möchten, einige grundlegende Schritte zu befolgen: (1) Ein Profil erstellen, in dem die eigenen Fähigkeiten und Grenzen umrissen werden; (2) Eine Investitionsstrategie entwickeln; (3) Compliance-Tools verbessern; (4) Ressourcen an neue Prioritäten anpassen; und (5) Widerstandsfähigkeit aufbauen sowie sich darauf vorbereiten, dynamische Rückmeldungen zu geben.

Abschließend betont der Bericht, dass erfolgreiche Edge-Computing-Projekte einen ganzheitlichen Ansatz erfordern – ein solcher bezieht Zusammenarbeit, Compliance, Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit mit ein. Diese Kriterien zu berücksichtigen, ermöglicht zum einen eine bessere Patientenerfahrung. Zum anderen sichert es eine höhere Effizienz, was Kosten und Betriebsabläufe betrifft – selbst in einer sich rapide entwickelnden Systemlandschaft.

Laut ResearchAndMarkets wird Edge Computing im Gesundheitswesen bis zum Jahr 2028 einen Umsatz von 12,9 Mrd. US-Dollar erreichen. Mit 4,1 Mrd. US-Dollar Umsatz im Jahr 2022 entspricht das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 26,1 % während des Prognosezeitraums. Insgesamt kann sich Edge Computing einer weltweit zunehmenden Akzeptanz durch Organisationen des Gesundheitswesens erfreuen. Dies sei auf Vorteile wie niedrige Latenzzeiten, die Verteilung des Datenverkehrs, verbesserte Zuverlässigkeit und geringere Kosten zurückzuführen, heißt es im Bericht.