BlackBerry gibt ersten Börsengang für IoT-Geschäft auf

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Sheila Zabeu -

Dezember 14, 2023

Die Pläne haben sich geändert: Das kanadische Unternehmen BlackBerry wollte sich mit seinem IoT-Business für die erste Hälfte des nächsten Geschäftsjahres erstmalig an der Börse platzieren. Doch das IPO (Initial Public Offering) wurde aufgegeben: Nun beabsichtigt das Unternehmen, eine unabhängige IoT-Einheit zu gründen.

Im Oktober letzten Jahres war der Stand noch ein anderer. Denn der Vorstand und das Management von BlackBerry sahen in dem Börsengang die Möglichkeit, die Wertschöpfung sowohl für das IoT- als auch für das Cybersicherheitsgeschäft zu verbessern. Das Unternehmen erwartete sich davon, dass sich die operative Agilität erhöhen würde und der Fokus auf das Angebot spezifischer Lösungen für Kunden gelegt wird.

Am 11. Dezember gab BlackBerry jedoch John J. Giamatteo als neuen CEO und Mitglied des Verwaltungsrats bekannt. Richard Lynch war seit dem 4. November 2023 als Interims-CEO tätig und wird nun als Vorsitzender des Verwaltungsrats weitermachen. Damals kündigte er auch an, dass die IoT- und Cybersecurity-Sparten als völlig unabhängige Abteilungen operieren werden und dass es keinen Börsengang für die IoT-Einheit mehr geben wird.

Giamatteo war zuvor Leiter der Geschäftseinheit Cybersicherheit von BlackBerry. Vor seiner Tätigkeit bei BlackBerry bereicherte er als Präsident und Chief Revenue Officer das Unternehmen McAfee. Die IOP-Aufgabe begründet der BlackBerry-Vorstandsvorsitzende Lynch folgendermaßen: „Der Vorstand ist mit Unterstützung seiner Berater der Meinung, dass eine vollständige Trennung der IoT- und Cybersecurity-Geschäfte von BlackBerry eine Reihe von strategischen Alternativen eröffnet, die einen höheren Wert für die Aktionäre generieren können.“ Dazu führt er aus: „Das Management ist entschlossen, diese Reorganisation zügig abzuschließen, um beide Geschäftsbereiche auf ihre jeweiligen Märkte zu fokussieren und schnelle und flexible Entscheidungen treffen zu können.“

Um den Trennungsprozess zu unterstützen, befindet sich BlackBerry in der Endphase der Auswahl eines Beratungsunternehmens.

Geschichte des Wandels

In den Anfängen der Mobiltelefonie galt BlackBerry fast als Synonym für ein Mobiltelefon. Einige Jahre später jedoch hieß es, dass BlackBerry den Anschluss verpasst habe, weil es nicht in der Lage war, die Nachfrage der Verbraucher angesichts der von Apple ausgelösten Smartphone-Revolution vorherzusehen.

Jüngst kann man BlackBerry als ein Hardware-Unternehmen betrachten, das in die Welt der Software abgewandert ist: Im Jahr 2016 hat BlackBerry seinen Fokus auf Smartphones aufgegeben und sein Geschäftsmodell an die Trends im Bereich Software und Internet der Dinge (IoT) angepasst.

Eine spezielle Führungskraft hat viel mit dieser Geschichte des Wandels zu tun: John Chen wurde vom BlackBerry-Verwaltungsrat als Verantwortlicher für die „Rettung von BlackBerry und die Neupositionierung des Unternehmens als Softwareunternehmen mit führenden Cybersicherheits- und IoT-Technologien“ genannt. Vor Kurzem kündigte er an, dass er im November 2023 als Executive Chairman und CEO von BlackBerry zurücktreten wird.

„BlackBerry war nur wenige Tage vom Konkurs entfernt, als John Chen 2013 die Führung des Unternehmens übernahm“, erinnert sich David Reilly, ehemaliger CIO der Bank of America und Freund von Chen. „John sah das Unternehmen mit anderen Augen. Er erachtete BlackBerry als wichtigen Part in einer Welt, die zunehmend von Software bestimmt wird. Seine Vision für das Unternehmen, die er in den ersten zehn Jahren seiner Führung umsetzte, hat alles verändert“, kommentiert Reilly.

In einer Episode des Podcasts Deep Purpose, der vom Inc. Magazine gefördert wird, erläutert Chen die Neuausrichtung von BlackBerry in einem ausführlichen Interview. Ihm sei bewusst gewesen, dass er im Bereich der Smartphones nicht mit Apple oder Google konkurrieren konnte. Deshalb beschloss er, BlackBerry in ein Softwareunternehmen umzuwandeln, zunächst mit dem Schwerpunkt auf Cybersicherheit. „Das Schwerste daran war das Gefühl, die Hardware – das Telefongeschäft – unter meiner Aufsicht sterben zu sehen. Ich kannte auch die Emotionen unserer Ingenieure und unserer Mitarbeiter: Es geht bei BlackBerry um mehr als nur ein Produkt, es ist eine Lebenseinstellung. Ich wusste also, dass viele Mitarbeiter am Boden zerstört sein würden, als ich diese Entscheidung traf“, so Chen.

In einer Rede vor Investoren sagte Chen, dass der Erfolg von BlackBerry nun in der Bereitstellung von Sicherheits- und Konnektivitätsbausteinen liegt, um die Konvergenz von IT-Cybersicherheit und dem Internet der Dinge zu erreichen. „Die Quintessenz ist, dass wir diese IoT- und Cybersicherheitsstrategie als zwei wirklich wachstumsstarke Märkte verfolgt haben. Beide Bereiche werden zusammenkommen, um das volle Potenzial der ‚intelligenten Welt‘ zu erreichen“, erklärte er.

In einem Abschiedsbrief an die BlackBerry-Mitarbeiter betonte Chen, dass er stolz darauf sei, das Unternehmen am Leben erhalten zu haben: mit einer Strategie, die der Mission und den Werten, die bei der Gründung definiert wurden, treu geblieben ist. BlackBerry habe jetzt die einmalige Chance, eine zuverlässige, softwaredefinierte Welt aufzubauen.