Auf der Überholspur: IoT und Mobilfunkkonnektivität verändern Transport und Logistik

Retail Warehouse: Worker Doing Inventory Walks when Digitalization Process Analyzes
Cristina De Luca -

Dezember 29, 2023

Ortung und Lokalisierung – das sind die zwei Anwendungsbereiche von IoT, die sich am schnellsten entwickeln. Der Grund: Unternehmen verzeichnen einen wachsenden Bedarf, ihre Lieferketten zu diversifizieren und einen umfassenden Überblick über den Standort und das Verhalten ihrer Güter zu erhalten. Kein Wunder, dass die Transport- und Logistikbranche schon sehr lange auf diese Technologie setzt.

Der Transport- und Logistiksektor gehörte zu den Vorreitern bei der Anwendung der Internet-of-Things-Technologie (IoT). Ziel war es, die Effizienz zu steigern und die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Schon frühzeitig erkannte die Branche den Mehrwert der Implementierung von Managementsystemen und erweiterte diese um den Faktor Konnektivität. Bereits seit den 1980er Jahren setzen führende Unternehmen im Transport- und Logistikbereich auf Transportmanagementsysteme (TMS), die ihnen bei der Planung, Durchführung und Optimierung des Transports physischer Güter eine wertvolle Unterstützung bieten.

Nach wie vor sind diese Systeme weit verbreitet – jedoch ist die Menge der Daten, auf die sie nun angewiesen sind, erheblich gestiegen. Dies liegt daran, dass Fahrzeuge, Pakete und Container heute nicht nur ihren Standort übermitteln, sondern auch Informationen wie Erschütterungen, Temperatur und Feuchtigkeit übertragen und so wertvolle Einblicke liefern können.

Balkendiagramm, das veranschaulicht wie sich IoT global verändern wird.
Quelle: Transforma Insights

Daten von Berg Insight zeigen, dass der europäische Markt für Transportmanagementsysteme (TMS) im Jahr 2022 rund 1,16 Milliarden US-Dollar erreichte – mit einer prognostizierten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 11,4 Prozent auf 1,89 Milliarden US-Dollar im Jahr 2027, was die rasche Einführung fortschrittlicher Managementsysteme in der Branche und die wachsende Bedeutung von robusten Mobilfunkkonnektivitätslösungen zeigt.

Obwohl es verschiedene Konnektivitätsoptionen gibt, erweist sich die zellulare Konnektivität, insbesondere über 4G- und 5G-Netzwerke, als ideale Lösung: Aufgrund ihrer Ausgewogenheit zwischen Kosten, Abdeckung, Sicherheit und Zuverlässigkeit ist sie für die meisten Anwendungen in diesem Sektor gut geeignet.

Bestimmte Teilbereiche des Transport- und Logistiksektors haben IoT-Technologien schnell übernommen, um sensible und hochwertige Fracht zu unterstützen – so beispielsweise auf Kühlung angewiesene Medikamente. ABI Research prognostiziert, dass die Einnahmen aus der Kühlkettenverfolgung und -überwachung von Kühlcontainern in der Pharmabranche bis 2027 weltweit 2,9 Milliarden US-Dollar erreichen werden. So sollen Produktverluste im Wert von 35 Milliarden US-Dollar verhindert werden, die jedes Jahr aufgrund von Fehlern in der temperaturgeführten Logistik entstehen.

STL Partners hat in einem aktuellen Bericht einige der wichtigsten Trends für die Weiterentwicklung von Transport und Logistik beschrieben. Das Unternehmen hebt die Automatisierung und Robotik hervor, die in Transportzentren und Lagern eingesetzt werden, um (noch) mehr Effizienz zu ermöglichen.

Laut STK sind Transport- und Logistikunternehmen Vorreiter bei datenintensiven Anwendungen. Diese reichen von digitalen Zwillingen von Düsentriebwerken, Windturbinen und Eisenbahnlokomotiven bis hin zur optimierten Planung und Verpackung von Waren in Lagerhäusern. Eine bessere Konnektivität untermauert den Fortschritt, da vernetzte Geräte, IoT-Sensoren und Videosysteme die Reaktionszeiten optimieren, Versandfehler reduzieren und den Energieverbrauch senken können.

Doch wieso investieren Transportdienstleister erheblich in vernetzte Systeme? Das liegt zum einen an dem kapitalintensiven Sektor: Die Kosten für den Ausfall eines kritischen Fahrzeugs oder Systems in einem Lager oder Flughafenterminal sind enorm. Es gilt daher, Ausfallzeiten auf ein Minimum zu reduzieren. STL Partners sieht eine große Chance, vernetzte Informationen und Sensoren zu nutzen, um eine vorausschauende Wartung zu ermöglichen.

Zudem sieht sich die Branche mit drei maßgeblichen Entwicklungen konfrontiert, die ebenfalls dazu beitragen, dass sich der Sektor nachhaltig verändert:

1 – Erwartungen der Nutzer – Verbraucher erwarten heute, dass sie ihre Sendungen während des Transports verfolgen können und bei Bedarf genaue Standortinformationen erhalten. Und auch Dienstleister benötigen exakte Daten, um ihr Angebot zu optimieren. Die Lieferung von pharmazeutischen oder Kühlkettenprodukten hängt beispielsweise von der Fähigkeit des Transportdienstleisters ab, nachzuweisen, dass die Produkte innerhalb eines akzeptablen Temperaturbereichs und Zeitrahmens geliefert wurden.

Die Nutzer sind mit den Tracking-Dongles auf dem Verbrauchermarkt bereits vertraut und erwarten, dass sie zumindest die gleiche Funktionalität für ihre Produkte während des Transports zur Verfügung haben. Ein weiterer wichtiger Trend, der in diese Kerbe schlägt: Verbraucher achten zunehmend auf Nachhaltigkeit und erwarten von Transport-Dienstleistern, dass sie die Umweltauswirkungen ihrer Services so gering wie möglich halten. Im Transport- und Logistikgeschäft ist es daher essenziell, die Minimierung von Emissionen durch Routenoptimierung und Fahrzeugeffizienz nachzuweisen zu können.

2 – eSIM und eUICC – Eingebettete SIM-Karten (eSIM) und eingebettete universelle integrierte Schaltkreise (eUICC) ermöglichen den Einbau von SIM-Funktionen in Geräte zum Zeitpunkt der Herstellung, sodass eine globale SIM-Karte ihre eigene Verbindung – das sogenannte Bootstrapping – zum Zeitpunkt der Bereitstellung initiieren kann. Dies bedeutet, dass Fahrzeughersteller und der Nachrüstungsmarkt globale Produkte mit einer einzigen SKU-Bezeichnung (Stockkeeping Unit) ausliefern können.

Für Verkehrsanbieter bedeutet dies, dass ihre Geräte eingeschaltet werden können und automatisch mit dem besten verfügbaren Betreiber verbunden werden – unabhängig von ihrem Standort. Dadurch wird die Verbindung vom lokalen Mobilfunkbetreiber entkoppelt. Unternehmen sind nicht an Verträge gebunden und haben die Möglichkeit, den Betreiber zu wechseln, wenn die Netzabdeckung schlecht ist. Dadurch, dass die physische SIM-Karte nicht ausgetauscht werden muss, werden Kosten gespart und die Flexibilität und Skalierbarkeit erhöht.

Grafik, die die Vorteile einer eSim im Transportwesen zeigt

3 – Netzwerkleistung – Mit dem Aufkommen von 5G und verschiedenen 4G-Kategorien bieten Mobilfunkverbindungen jetzt hohe Geschwindigkeiten sowie Ausfallsicherheit und Sicherheit im Allgemeinen. Für viele einfache Tracking-Anwendungen ist diese Funktion weder notwendig noch erschwinglich – aber für höherwertige Sendungen ist die Fähigkeit zur kontinuierlichen Verfolgung und Überwachung eine monetarisierbare Geschäftsmöglichkeit. Kostengünstige Angebote, wie Schmalband-IoT und LTE Cat 1 bis, bieten ausreichend Kapazität, um einfachere Transport- und Logistikfunktionen zu ermöglichen.

Die genannten Entwicklungen wirken sich nachhaltig auf den Transport- und Logistiksektor aus – und begründen eine neue Ära der Datenübertragung. Von großer Relevanz wird nicht nur die Konnektivität im Fahrzeug sein. Auch Fortschritte in der Sensortechnologie, die Temperatur, Erschütterungen und Geschwindigkeit überwachen sowie den Standort bei Bedarf zentimetergenau verfolgen, verändern die Branche.

Bei all den genannten IoT-Anwendungen handelt es sich um Variationen der Anlagenverfolgung („Wo ist etwas?“) oder der zustandsorientierten Überwachung („Wie geht es etwas?“) in Kombination mit spezifischen Anwendungsfällen. Auf die Überwachung entfiel stets zwischen einem Drittel und einem Viertel aller zellularen IoT-Verbindungen, was stark von Anwendungen in der Automobilindustrie angetrieben wurde, darunter Telematik für Erstausrüster (OEM), Telematik für den Kundendienst und Flottenmanagement. Dieser Anteil wird jedoch bis 2026 weniger als 10 Prozent ausmachen.

Nach den Lieferkettenengpässen aufgrund der Pandemie sind Unternehmen mehr denn je auf ein automatisiertes Lieferkettenmanagement angewiesen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass der Geschäftsbetrieb nicht erneut durch ähnliche Ereignisse gestört wird. Eine hochautomatisierte Transport- und Logistikbranche hat das Potenzial, die Liquidität der Unternehmen zu erhalten, Arbeitsplätze zu sichern und die Gesellschaft zu stärken. Gleichzeitig lässt sich das Konzept ausweiten und so ein wertvoller Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten – weg von der reinen Warenverfolgung hin zu wiederverwendbaren Verpackungen und anderen wiederverwendbaren Wirtschaftsgütern, die Abfälle reduzieren und Einsparungen bei den Investitionsausgaben (CAPEX) ermöglichen.