Wärme-Exportprogramm von Equinix: Aus Rechenzentren in benachbarte Gebäude

The Paris Olympic Pool is Heated by the Internet
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August 10, 2024

Europäische Städte finden kreative Wege, um die Wärme von Rechenzentren zu nutzen, die KI betreiben. Ein bestes Beispiels dafür ist die jüngste von Equinix errichtete Anlage im Pariser Vorort Seine-Saint-Denis: Sie sorgte dafür, Frankreichs olympische Schwimmbecken warm zu halten. Die in dem PA10 genannten Rechenzentrum erzeugte Abwärme wird kanalisiert und an anderer Stelle als Heizquelle genutzt. Laut Nicolas Buono, Senior Director of Operations bei Equinix, reicht die Wärme für 1.600 Wohnungen aus.

Es existieren allerdings auch Gegenstimmen: Einem Bericht von Wired zufolge sind Kritiker der Meinung, dass die Vorteilskommunikation von dem wachsenden Energiebedarf ablenkt, der durch den Bau weiterer Rechenzentren für KI entsteht.

Sicher ist, dass Rechenzentren auf einer Goldmine von Abwärme sitzen. Das PA10-Projekt zeigt, wie diese Wärme wiederverwendet werden kann – vom Obstanbau bis hin zur Beheizung ganzer Stadtviertel. Die einzig dafür nötigen Schritte sind, die Wärme aufzufangen, zu übertragen und zu nutzen. Dies könnte die Energieeffizienz in der Technik revolutionieren.

All dies geschieht durch einen Prozess, der als „Wärmeexport“ bekannt ist. Konventionell leiten Betreiber von Rechenzentren die durch die Kühlung der IT-Geräte erzeugte Abwärme in die Atmosphäre ab. In einem typischen Szenario transportieren Ventilatoren die von den IT-Geräten erwärmte Luft zu einer Klimaanlage, wo die Wärme von der Luft auf Wasser übertragen wird. Dieses erwärmte Wasser wird anschließend zu einem Wärmetauscher geführt, der die überschüssige Wärme abgibt und das Wasser abkühlt.

Grafische Aufstellung: Wie funktioniert der Wärmeexport für Rechenzentren?

In einem alternativen Ansatz wird ein Teil der Wärme aus dem PA10 auf einen Wärmetauscher übertragen, der aus einer Reihe von Platten besteht. Über diese Platten gelangt die Wärme in das Hauptfernwärmenetz. In vielen Fällen setzt der Wärmenetzbetreiber eine Wärmepumpe ein, um die Temperatur des Wassers so zu erhöhen, dass sie für den Heizbedarf der Gemeinde geeignet ist. Anschließend verteilt er das erwärmte Wasser durch unterirdische Leitungen, die in der Regel unter Straßen und Gehwegen verlegt sind.

„In einer Studie von Europeheat & Power wurde geschätzt, dass rund 77 Terawattstunden Energie in Form von Wärme zur Verfügung stehen, die von Rechenzentren genutzt werden könnten“, erklärt Noah Nkonge, Senior Manager of Sustainability and Heat Export bei Equinix.

Wieso also wird diese Methode nicht überall umgesetzt?

Equinix möchte dies ändern: Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben bestrebt, sein Wärmeexportprogramm überall dort auszubauen, wo die lokalen Bedingungen geeignet sind und es interessierte Partner gibt. Wärmenetzbetreiber, Energieversorgungsunternehmen und lokale Gemeinden sind nur einige Beispiele für Partner, mit denen das Equinix zusammenarbeiten kann, um Wärmeexportprojekte ins Leben zu rufen.

Das Unternehmen hat mehrere Wärmeexportinitiativen in Europa und Nord- und Südamerika mit Projekten in Frankreich, Finnland, Deutschland, Irland, der Schweiz und Kanada durchgeführt. Ein Beispiel ist TR5 – eines der Rechenzentren von Equinix in Toronto: Die Wärme der Anlage wird an mehrere Wohngebäude, ein nahe gelegenes Hotel, eine Universität und ein Einkaufszentrum in der Innenstadt von Markham verteilt. TR5 versorgt auch mehrere Gebäude ganzjährig mit Warmwasser – dank des Wärmenetzes von Equinixʼ Energiepartner, Markham District Energy.