Studie evaluiert Qualitätsindikatoren für Gesundheits-Apps

iCare
Sheila Zabeu -

Juni 18, 2024

Eine neue Studie hat den Bedarf an einem tieferen Verständnis für die Qualität digitaler Gesundheits-Apps untersucht. Durchgeführt wurde das Projekt von Forschern der School of Computing an der University of Ulster in Zusammenarbeit mit der Organisation für die Analyse von Gesundheitsanwendungen (ORCHA).

Unter dem originellen Titel „Beurteile ein Buch oder eine Gesundheits-App nicht nach dem Cover“ analysierten die Forscher insgesamt 880 Gesundheits-Apps für Android. Die Studie kam zu dem Schluss, dass Nutzerbewertungen und Downloadraten keine zuverlässigen Indikatoren für die Qualität darstellen. Die Argumentation der Forscher: In einer Zeit, in der digitale Gesundheits-Apps zunehmend zur Überwachung verschiedener Aspekte von Gesundheit und Wohlbefinden genutzt würden, müsse die Diskrepanz zwischen Popularität und den Messwerten für Sicherheit und Qualität aufgedeckt werden. Dies hat wichtige Auswirkungen auf App-Entwickler, Gesundheitsdienstleister und Gesetzgeber.

„Unsere Forschung betont die Bedeutung, über Messwerte wie Nutzermeinungen und Downloadzahlen hinauszublicken, wenn digitale Gesundheits-Apps bewertet werden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Kennzahlen nicht zwangsläufig die Qualität, Effektivität, Sicherheit oder Zuverlässigkeit der Gesundheits-Apps widerspiegeln“, sagt Raymond Bond, Professor für Mensch-Computer-Systeme an der University of Ulster und Leiter des Promotionsprojekts.

Professor Bond betont, dass der Fokus von der Popularität auf die Qualität verlagert werden muss. Nutzer verdienen Zugang zu hochwertigen digitalen Gesundheitstools, die evidenzbasiert, einfach zu nutzen und darauf ausgelegt sind, die Ergebnisse in Hinsicht auf Gesundheit und Wohlbefinden zu verbessern. „Sich ausschließlich auf Nutzerbewertungen und Downloadzahlen zu verlassen, kann zu fehlerhaften Entscheidungen führen und letztlich das öffentliche Vertrauen in digitale Gesundheitstechnologien untergraben“, stellt Bond fest.

Den Forschern zufolge können verschiedene Interessengruppen sicherstellen, dass diese Apps hohe Qualitätsstandards erfüllen und einen wesentlichen Beitrag zur Patientenversorgung und zum Wohlbefinden leisten. Dazu gehören z. B. Gesundheitsfachkräfte, die den Patienten Apps empfehlen. Dafür müssen auch diese die Grenzen herkömmlicher Kriterien anerkennen und strengeren Bewertungsprozessen den Vorrang geben.

Die Ergebnisse zeigten, dass es keine signifikante Korrelation zwischen subjektiven Nutzerbewertungen, Downloadraten und objektiven Qualitätsmaßnahmen von Gesundheits-Apps gibt. Das unterstreicht die Notwendigkeit einer breiteren Nutzung von Methoden, die Qualität, Sicherheit und Einhaltung von Gesundheits-Apps genauer erfassen können. Es sollten daher weitere Maßnahmen ergriffen werden, die es Nutzern ermöglichen, hochwertige Apps zu erkennen – einschließlich digitaler Gesundheitsaufklärung und der Bereitstellung national anerkannter „Bibliotheken“.

Laut einem Bericht von 2021 waren schon damals mehr als 350.000 Gesundheits-Apps in den iOS- und Android-Shops verfügbar – wobei täglich etwa 250 Anwendungen hinzukamen. Darüber hinaus stieg die  Zahl während der Covid-19-Pandemie weiter an.

Im Rahmen eines Promotionsprogramms zwischen 2021 und 2024 untersuchte die University of Ulster einen einzigartigen Datensatz von über 880 Android-Gesundheits-Apps, die von ORCHA bereitgestellt wurden. Dabei wurde ein Bewertungstool genutzt, das die Apps in drei Bereichen auf einer 300-Punkte-Skala bewertete: Benutzererfahrung, Datenschutz und professionelle/klinische Sicherheit. Die Studie wurde im Journal PLOS ONE veröffentlicht.

Psychische Gesundheit

Eine Kategorie von digitalen Apps, die seit der Covid-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat und daher hinsichtlich der Qualität besondere Aufmerksamkeit verdient, ist die mentale Gesundheit. Dieser Markt wurde 2022 auf 5,2 Milliarden US-Dollar geschätzt und wird voraussichtlich bis 2032 auf 23,8 Milliarden US-Dollar anwachsen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 16,9 % – die Zahlen stammen von Market.us. Treiber des Wachstums sind steigende Raten von psychischen Störungen wie Depressionen und Angstzuständen sowie die Bequemlichkeit und Zugänglichkeit, die digitale Anwendungen bieten.

Es steht die Prognose, dass das Apple iOS-System den Markt für mentale Gesundheits-Apps dominieren wird und die digitale Verwaltung von Depressionen und Angstzuständen künftig den größten Anteil am Umsatz ausmachen werden.

Im letzten Monat veröffentlichte das Fortune Magazine eine Liste der besten mentalen Gesundheits-Apps für 2024, basierend auf Forschungsergebnissen eines ehemaligen Therapeuten. Gleichzeitig stellte die Website Mobile App Daily 100 Gesundheits-App-Entwickler vor, die für die Entwicklung innovativer, sicherer und benutzerfreundlicher Lösungen anerkannt sind. So möchten die Herausgeber dazu beitragen, den wachsenden Anforderungen im medizinischen Bereich gerecht zu werden.