KI-Prozessoren: Apple-Chips für Rechenzentren

Sheila Zabeu -

Mai 14, 2024

Apple will mit der Konkurrenz mithalten: Das Technologieunternehmen arbeitet aktuell an Prozessoren mit künstlicher Intelligenz (KI) für Rechenzentren. Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge umfasst das Projekt ACDC (vermutlich ein Akronym für „Apple Chips for Data Centres“) die Entwicklung von Chips für Server zur Ausführung von KI-Modellen – und scheint darüber hinaus bereits seit mehreren Jahren in Arbeit zu sein. Ein fester Zeitplan steht laut Insidern noch aus.

Laut dem WSJ-Bericht hat Apple mit Taiwan Semiconductor Manufacturing an der Entwicklung und Produktion dieses Chips gearbeitet. Nicht bekannt ist allerdings, ob diese Bemühungen bislang zu positiven Ergebnissen führten.

Beobachter spekulieren, dass sich Apples neuer Serverchip wahrscheinlich eher auf KI-Inferenz konzentriert als auf das Training von KI-Modellen – ein Bereich, den bereits die Prozessoren von NVidia dominieren.

KI-Training basiert auf Lernalgorithmen, die große Datenmengen verarbeiten, um ein Modell zu erstellen. In der Regel umfasst dies Millionen von Parametern und erfordert eine hohe Rechenleistung. Die KI-Inferenz hingegen nutzt diese trainierten Algorithmen, um aus neuen Datensätzen Vorhersagen oder Klassifizierungen zu treffen. Ziel ist es, das in der Trainingsphase erworbene Wissen in der realen Welt anzuwenden und so bei der Entscheidungsfindung zu helfen. Allgemein erfordert die Inferenz nicht das gleiche Maß an Infrastruktur und Rechenressourcen wie das Training.

Apple im Rennen um die KI

Apples Vorstoß in generative KI ist im Vergleich zu Rivalen wie OpenAI, Google, Microsoft und Meta noch zögerlich. Experten glauben jedoch, dass das Unternehmen bald zu seinen Konkurrenten aufschließen könnte – insbesondere durch die jährlichen Investitionen von rund 1 Milliarde US-Dollar in generative KI-Lösungen, wie Bloomberg berichtet.

„Apple ist ein gut ausgestattetes Technologieunternehmen, das in jedem Bereich, in den es investieren möchte, konkurrenzfähig ist. Es verfügt bereits über gute Wissenschaftler auf dem Gebiet der KI. Die Hauptfrage ist also, wie lange es dauern wird und wie es sich an sein derzeitiges Geschäftsmodell anpassen wird – das sich von dem seiner Konkurrenten im Bereich der generativen KI deutlich unterscheidet“, sagte Michael Kearns, Professor an der UPenn School of Engineering, in einem Interview mit der AI Business Website.

So programmiert Apple beispielsweise KI-Funktionen in seine Produkte, wie digitale Assistenten, Fotoverbesserung, Autokorrektur und viele andere. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten hat es aber noch keine echten generativen KI-Produkte auf den Markt gebracht.

Laut Bloomberg verfügt Apple bereits über ein eigenes Sprachmodellierungs-Framework namens Ajax und arbeitet intern an einem Chatbot mit dem Namen Apple GPT. Diese KI-Innovationen hat das Unternehmen bisher scheinbar noch nicht in eines seiner Produkte integriert. Allerdings erforscht es Möglichkeiten der Integration mit verschiedenen Komponenten des Apple-Ökosystems wie Siri, Messages und Apple Music.

Beobachter erwarten, dass Apple seine KI-Strategie auf der nächsten Worldwide Developers Conference (WWDC) im Juni vorstellt. Denn wie Tim Cook, CEO von Apple, im vergangenen Februar erwähnte, strengt das Unternehmen „erhebliche Investitionen“ im Bereich der KI an. Eine mögliche Ankündigung könnte „später in diesem Jahr“ erfolgen, was viele Analysten zu der Annahme veranlasste, dass Cook damit auf die WWDC hinwies.

Die Entwicklung generativer KI-Modelle ist selbst für ein Unternehmen wie Apple teuer und komplex. Möglich ist daher, dass einige wenige große Unternehmen diese Modelle erstellen und anderen Entwicklern überlassen, sie für spezifische Anwendungen zu optimieren, erklärte Kearns. Werden wir also von Apple ein reichhaltiges Ökosystem von Entwicklern sehen, die auf der Grundlage dieser wenigen generativen KI-Modelle Anwendungen erstellen? Der Apple Store ist bereits ein gutes Beispiel hierfür.

Wie Iliya Rybchin, Partner bei Elixirr Consulting, in einem Interview anmerkte, winkt Apple eine Vorreiterrolle im KI-Universum. Wie? Indem es das Benutzererlebnis verbessert und sich nicht nur auf die Technologie konzentriert. So geschehen in der Vergangenheit bei Mobiltelefonen und dem Musikkonsum.

Wir werden sehen, was die Zukunft bringt…