Huawei 5,5G-Netzausrüstung soll IoT fördern

Chaobin Yang, Board Member, President of ICT Products & Solutions, Huawei
Sheila Zabeu -

Juli 06, 2023

Huawei wird 2024 ein komplettes Set kommerzieller Geräte für 5,5G-Netze auf den Markt bringen Damit macht das Unternehmen einen Schritt nach vorne in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Nach Angaben von Huawei gibt es heute bereits mehr als 260 kommerzielle 5G-Netze weltweit, die mehr als 1,2 Milliarden Nutzer bedienen. Die (festen) F 5G-Gigabit-Netze haben insgesamt 115 Millionen Nutzer.

Huawei schlägt das Konzept “5,5G Ära” vor – dieses basiert auf einer umfassenden Lösung, die Technologien wie 5,5G, F5,5G und Net 5,5G integriert. Nach Firmenangaben wird diese Lösung die bisherigen Investitionen der Betreiber in 5G sichern und die Leistung um das Zehnfache verbessern. In dieser neuen Ära sind Spitzen-Downlink-Geschwindigkeiten von 10 Gigabit und Spitzen-Uplink-Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich möglich, um immer vielfältigere Dienste zu bedienen.

Die neue 5,5G-Ära wird auch neue Technologien wie das passive IoT einbeziehen, um einen Markt von 100 Milliarden IoT-Verbindungen voranzutreiben. Das Konzept des passiven IoT steht für ein Segment, das im Vergleich zu früheren IoT-Generationen kleinere und noch günstigere Sensoren umfasst. Darüber hinaus ist es umweltfreundlicher, da es Energie aus der Umgebung nutzt, in der es betrieben wird.

„Dank einem klar definierten Zeitplan für die Standardisierung ist die 5,5G-Ära schon jetzt bereit für die technologische und kommerzielle Umsetzung. Bis 2024 wird Huawei ein komplettes Set an 5,5G-Netzausrüstung für den kommerziellen Einsatz bereitstellen. Wir freuen uns darauf, mit allen Akteuren der Branche zusammenzuarbeiten und uns auf diese neue Reise in die 5,5G-Ära zu begeben“, betonte Yang Chaobin, Direktor und Präsident für IKT-Produkte und -Lösungen bei Huawei.

In der Vergangenheit hat Huawei mit mehreren Industrieunternehmen in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Verifizierung von 5,5G-Schlüsseltechnologien zusammengearbeitet. Nach Ansicht des chinesischen Riesen wurden bei diesem Prozess bereits bedeutende Fortschritte erzielt. Insbesondere im Bereich ELAA (Extremely Large Antenna Array), einer der vielversprechendsten 5,5G-Technologien – hierbei werden Hunderte oder sogar Tausende von Antennen an der Basisstation (BS) zusammengeführt, um spektral effizient zu arbeiten. ELAA unterstützt einen 10-Gigabit-Downlink, einen flexiblen Frequenzzugang, der wiederum einen Gigabit-Uplink ermöglicht, sowie 100 Milliarden IoT-Verbindungen.

Eine weitere wichtige 5,5G-Technologie ist 50G PON (50 Gigabit Passive Optical Network). Sie ermöglicht 10-Gigabit-Geschwindigkeiten für F5,5G-Ultrabreitbandnetze und könnte künftig in Privathaushalten, auf dem Campus und in Produktionsbereichen eingesetzt werden. Huawei arbeitet nach eigenen Angaben mit mehr als 30 Netzbetreibern weltweit an der Verifizierung und an Anwendungspiloten für diese Technologie.

Natürlich bleibt KI nicht außen vor

Neben der Entwicklung von Technologien für 5,5G-Mobilfunk- und optische Netze kündigte Huawei Folgendes an: Das Unternehmen investiert in die Anwendung nativer Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) in 5,5G-Kernnetzen, um deren Fähigkeiten und die Verfügbarkeit kontinuierlich zu verbessern. Dadurch können KI-Funktionen an den Rändern von Netzwerken bereitgestellt werden, um verschiedene Branchen besser zu bedienen. Net 5,5G verspricht einen 10-Gigabit-Zugang, Ultrabreitbandtransport und Latenzzeiten im Mikrosekundenbereich innerhalb von KI-Netzen. Diese dienen als Netze der nächsten Generation für die industrielle High-end-Digitalisierung.

6G-Netze befinden sich dagegen noch in der Anfangsphase ihrer Entwicklung. Deshalb werden nach Ansicht von Huawei viele auf 5,5G-Netze als nächsten Schritt zur Steigerung der Produktivität setzen. Die neuen 5,5G-Geräte wurden auf dem MWC Shanghai 2023 vorgestellt, der vom 28. bis 30. Juni stattfand.

Ein Wort zu F5G und F5,5G

Der F5G-Standard wurde offiziell im Jahr 2020 vom Europäischen Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) eingeführt – zusammen mit der Vision „Fiber to Everywhere“ (Glasfaser überall hin). Der Netz-Standard zeichnet sich durch drei technische Hauptmerkmale aus: erweitertes Festnetz-Breitband (eFBB), Vollglasfaser-Verbindung (FFC) und garantierte zuverlässige Erfahrung (GRE).

Die hohe Bandbreite, die niedrige Latenz, die stabile Übertragung und die Anti-Interferenz-Fähigkeiten von F5G haben es vielen Branchen ermöglicht, digitaler und intelligenter zu werden. Dazu gehört das Transportwesen, der Energiesektor, das Bildungswesen und das Gesundheitswesen sowie Dutzende weiterer Anwendungsszenarien. Nach Angaben von Huawei haben mehr als 20.000 Unternehmen weltweit Büros eingerichtet, die vollständig über Glasfaserkabel verbunden sind. Außerdem wurden industrielle Glasfasernetze verlegt, die Maschinen miteinander verbinden (FTTM).

Mehrere Akteure der Branche haben außerdem begonnen, sich über die nächste Generation von Festnetzen für industrielle Umgebungen zu beraten. Anhand eines im September 2022 von ETSI veröffentlichten Papiers wurde schließlich ein Schritt in Richtung der Standardisierung von F5G Advanced getan. Man hat neun Anwendungen oder Branchentrends als die wichtigsten Treiber für F5G Advanced identifiziert, die in zwei Kategorien eingeteilt wurden: diejenigen, die sich auf Dienste und Anwendungen konzentrieren, und die, bei denen die Netzumgestaltung im Mittelpunkt steht. Laut ETSI wird die Erfahrung von immersiver Ultra-Definition viele neue Anforderungen an die Netzwerke stellen. Darüber hinaus werden die Unternehmen ihre Digitalisierung und Cloudifizierung fortsetzen, was eine große Chance für Festnetze darstellt.

Im April 2022 schlug Huawei das F5,5G-Konzept vor, um die technischen Eigenschaften von F5G zu verbessern und drei neue Funktionen einzubeziehen: Green Agile Optical Network (GAO), Real Time Resilient Link (RRL) und Optical Sensing & Visualization (OSV).

Laut Huawei gibt es vier große Vorteile von F5,5G. Der erste ist der allgegenwärtige Geschwindigkeitszuwachs von Gigabits auf 10 Gigabits. Zweitens wird die Konnektivität zuverlässiger und in Echtzeit verfügbar – mit Latenzzeiten im Mikrosekundenbereich und einer Verfügbarkeit von 99,9999 %. Drittens: Elektrische Lösungen lassen sich durch optische Netze ersetzen, die zehnmal energieeffizienter und nachhaltiger sind. Viertens wird es möglich sein, von optischer Kommunikation zu optischer Sensorik überzugehen.

Huawei weist darauf hin, dass eine branchenweite Zusammenarbeit erforderlich ist, um die Richtung der F5G-Evolution festzulegen, F5,5G-Anwendungsszenarien zu bereichern und so weitere Fortschritte im Festnetzsektor zu gewährleisten. Diese können dann als Grundlage für eine intelligentere Welt in der Zukunft dienen.