Hin zur globalen Abdeckung: OneWeb startet 36 neue Satelliten

Satellite in space
Sheila Zabeu -

März 29, 2023

OneWeb hat sich als Unternehmen für Satellitenkommunikation im niedrigen Erdorbit (Low Earth Orbit, kurz: LEO) einen Namen gemacht. Nun hat OneWeb vom Satish Dhawan Space Centre im indischen Sriharikota 36 Satelliten gestartet – der Empfang ihrer Signale wurde bereits bestätigt.

NewSpace India Limited (NSIL) führte den Start am Sonntag, den 26. März 2023, um 9 Uhr Ortszeit durch. Die OneWeb-Satelliten trennten sich erfolgreich von der Rakete und wurden in neun Phasen über einen Zeitraum von einer Stunde und 14 Minuten ausgesetzt. Für einen Großteil der bisherigen Starts nutzte OneWeb Sojus-Raketen russischer Bauart, die vom französischen Unternehmen Arianespace betrieben wurden. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 beendete diese Partnerschaft und veranlasste OneWeb, neben SpaceX Falcon 9-Raketen auch indische Raketen einzusetzen. Obwohl SpaceX zur Konkurrenz gehört, war das Unternehmen für drei OneWeb-Missionen verantwortlich.

Dies ist der 18. Start von OneWeb, der dritte allein in diesem Jahr. Dadurch erhöht sich die Gesamtzahl der Satelliten des Unternehmens auf 618. Die OneWeb-Konstellation sieht 588 Satelliten für die globale Abdeckung vor, doch der Start zusätzlicher Satelliten ist geplant: So ließe sich eine Ausfallsicherheit und Redundanz gewährleisten. Nach Angaben des Unternehmens wird OneWeb bis Ende des Jahres in der Lage sein, ein globales Netz zu bieten und damit die bestehenden Konnektivitätslösungen zu erweitern, die bereits in Regionen nördlich des fünfzigsten Breitengrades in Betrieb sind.

Dies ist schon der zweite Satellitenstart von OneWeb in Indien und unterstreicht das Engagement des Unternehmens, Konnektivitätsdienste im ganzen Land für Unternehmen, Städte, Dörfer, Gemeinden und Schulen, auch in abgelegenen Gebieten, anzubieten.

Bewegungen von OneWeb

Mit der britischen Regierung als Minderheitsaktionär unterzeichnete OneWeb Mitte letzten Jahres eine Absichtserklärung mit Eutelsat Communications – eine Entscheidung, die den Zusammenschluss der beiden Unternehmen zu einem einzigen, leistungsstarken globalen Konnektivitätsanbieter fördert. Eutelsat verfügt über eine Flotte von 36 geostationären Satelliten (GEO-Satelliten), die in die LEO-Konstellation von OneWeb integriert werden. Aus diesem Zusammenschluss erwarten die Unternehmen einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro.

Bereits im März 2023 kündigte OneWeb eine Vereinbarung mit Orange an: einer der weltweit führenden Telekommunikationsbetreiber. Die Übereinkunft dient dem Ausbau von Verbindungsdiensten in Europa, Afrika, Lateinamerika und anderen Gebieten. Im Rahmen dieser Partnerschaft wird Orange Firmenkunden und Telekommunikationsbetreibern in verschiedenen Regionen der Welt einen erweiterten Konnektivitätsservice anbieten, der die LEO-Technologie von OneWeb integrieren

Sunil Mittal, CEO des indischen Mischkonzerns Bharti Enterprises, ist Miteigentümer von OneWeb: Seiner Ansicht nach ist das Unternehmen in der Lage, mit Elon Musks Starlink zu konkurrieren. Auch schildert er, dass OneWeb bereits in 15 Ländern aktiv ist. Darüber hinaus dürfte OneWeb bis Juli alle gesetzlichen Genehmigungen für den Start von Hochgeschwindigkeits-Satelliten-Breitbanddiensten in Indien erhalten – was dem Unternehmen eine Wettbewerbsfähigkeit in einem Markt verschaffen könnte, der sich in der Entstehungsphase befindet. Mittal erwartet auch, dass Indiens lang erwartete Satellitenkommunikationspolitik bald festgelegt wird. Dazu bekräftigt er, dass die Frequenzen für diese Kommunikation nicht versteigert, sondern administrativ verteilt werden sollten.

Neben OneWeb will auch Reliance Jio satellitengestützte Breitbanddienste anbieten. Elon Musks Starlink und Nelco, ein Unternehmen der indischen Tata-Gruppe, haben ebenfalls eine solche Genehmigung beantragt. Amazons Project Kuiper möchte ebenfalls Satellitenbreitbanddienste in Indien zur Verfügung stellen. Auch Chinas militärisch-industrieller Komplex wird voraussichtlich noch in diesem Jahr mit dem Aufbau seiner LEO-Satellitenkonstellation beginnen.

Die Verschmutzung des Weltraums

Kaum haben die LEO-Satelliten die niedrige Umlaufbahn des Weltraums bevölkert, sorgen sie auch schon für Umweltverschmutzung. Wissenschaftler warnten vor dem Effekt, wenn diese Geräte die Gesamthelligkeit des Nachthimmels erhöhen: Sie bedrohen damit die terrestrische Astronomie sowie andere Gruppen und Ökosysteme, die auf Beobachtung des dunklen Himmels angewiesen sind. Eine weitere Sorge für die professionelle Astronomie ist die Ausbreitung von Trümmern.

Nach Ansicht von Forschern mehrerer akademischer Einrichtungen wird der zunehmende Verkehr in der niedrigen Erdumlaufbahn zum Verlust astronomischer Daten führen. Dadurch verringern sich die Möglichkeiten für Entdeckungen, da schwache astrophysikalische Signale zunehmend im Rauschen untergehen. „Der Weltraum und der dunkle Himmel stellen ein immaterielles Erbe dar. Es verdient, für künftige Generationen bewahrt und geschützt zu werden“, heißt es in einer Veröffentlichung der Zeitschrift Nature Astronomy.

Die Zahl von LEO-Satelliten wächst immer weiter: Bald wird es sich um mehrere Zehntausend dieser Geräte handeln. Dieses Wachstum alarmiert auch Atmosphärenforscher, da die Satelliten die Ozonschicht schädigen können – den Teil der Stratosphäre, der das Leben auf der Erde vor der Sonnenstrahlung schützt. Diesen Wissenschaftlern zufolge tragen nicht nur die mit Kerosin betriebenen Raketen, die die Satelliten in die niedrige Erdumlaufbahn bringen, zum Abbau der Ozonschicht bei: Auch die Materialien, aus denen die Satelliten selbst bestehen, wie Aluminium, Kohlefaser, Epoxidharze, Metalle und elektronische Teile, haben einen Einfluss: Sie können im Weltraum zerfallen und in die Stratosphäre absteigen. Auch der Wiedereintritt von Satelliten in die Erdatmosphäre erzeugt Emissionen, die Wissenschaftler als besorgniserregend einstufen.