Fujitsu testet Roboter und 5G zur Überwachung von Rechenzentren

Fujitsu Yokohama Data Center
Sheila Zabeu -

November 11, 2022

Das Unternehmen Fujitsu hat eine Reihe von Feldversuchen in seinem Rechenzentrum in Yokohama angekündigt. Sie sollen die digitale Transformation der Umgebung realisieren. Ziel ist es, Prozesse zu automatisieren und die betriebliche Ausfallsicherheit zu erhöhen, indem private 5G-Netzwerke zur Überprüfung von Geräten genutzt werden. Die Tests werden zwischen dem 1. Dezember 2022 und dem 17. März 2023 stattfinden. Das japanische Ministerium für innere Angelegenheiten und Kommunikation hat sie als eine der „Demonstrationen von 5G-Entwicklungen als Lösung für die Herausforderungen des Jahres 2022“ ausgewählt.

Im Rahmen der Initiative wird ein Roboter eingesetzt, der mithilfe einer 4K-Kamera Videodaten von Geräten im Rechenzentrum, einschließlich Servern, erfasst. Diese Informationen werden dann zunächst lokal über private 5G-Netze übertragen und anschließend mit künstlicher Intelligenz analysiert, um so Anomalien frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus will Fujitsu ein System entwickeln, das im Falle einer Katastrophe oder eines Notfalls die örtlichen Bedingungen und die Wiederherstellungsarbeiten auch aus der Ferne überwachen kann. Dabei sollen auch die Möglichkeinen zur Hochgeschwindigkeitsübertragung über private 5G-Netze in vollem Umfang zum Einsatz kommen.

Die Vision der japanischen Regierung ist es, eine „digitale Nation“ zu schaffen. Das erfordert jedoch regionale Rechenzentren, um die Risiken durch Naturkatastrophen und andere Probleme zentral organisierter Rechenzentren zu mindern.

Infografik von Fujitsu zur Patrouillenüberwachung von Anlagen durch einen Roboter
Infografik von Fujitsu zur Fernunterstützung bei Wiederherstellungsarbeiten im Falle einer Katastrophe
Quelle: Fujitsu

Die Regierungen in Japan gehen davon aus, dass die Bedeutung regionaler Datenzentren in Zukunft rasch zunehmen wird. In diesem Zusammenhang sind für einen stabilen Rechenzentrumsbetrieb jedoch mehrere Faktoren unerlässlich: So müssen sowohl eine hochwertige Inspektion und Wartung als auch eine schnelle Wiederherstellung im Falle einer Katastrophe oder eines anderen Notfalls gewährleistet sein. Die schrumpfende Erwerbsbevölkerung und der Fachkräftemangel bleiben jedoch in vielen Teilen Japans, insbesondere in ländlichen Gebieten, eine große Herausforderung. Zu den dringendsten Problemen der Betreiber von Rechenzentren gehören deshalb die Aufrechterhaltung und Verbesserung der Überwachung mit einer begrenzten Anzahl von Mitarbeitern – bei gleichzeitiger Reduzierung der Arbeitsbelastung.

Um einen Ausweg aus dieser Sackgasse zu finden, wird Fujitsu in seinem Rechenzentrum in Yokohama City (Präfektur Kanagawa) eine private 5G-Umgebung einrichten. Ziel ist es dabei, die Fähigkeiten autonomer Roboter zu prüfen – sowohl in Bezug auf die Inspektion von Geräten und Anlagen als auch auf die Früherkennung oder die Fernunterstützung im Falle von Störungen.

Außerdem möchte Fujitsu die aus diesen Tests gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um ähnliche Systeme in seinen eigenen Rechenzentren zu implementieren. Diese sollen auch als Lösung für Betreiber anderer Rechenzentren angeboten werden.

Mehr Roboter und Effizienz in Rechenzentren

Bis 2025 wird die Hälfte der Rechenzentren mit Cloud-Umgebungen fortschrittliche Roboter mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen (ML) einsetzen – was laut Gartner zu einer 30 % höheren Betriebseffizienz führen wird.

„Die Kluft zwischen der wachsenden Zahl von Servern sowie dem höheren Speichervolumen in Rechenzentren und dem Aufwand für deren Verwaltung wird immer größer. Wenn nichts unternommen wird, um diese Diskrepanzen zu beseitigen, sind die Gefahren erheblich“, sagt Sid Nag, Research Vice President bei Gartner. Denn laut der Führungskraft wird die Komplexität des Betriebs in Rechenzentren weiter zunehmen. Der Grund: Immer mehr Unternehmen verlagern unterschiedlichste Arbeitslasten in die Cloud, die zudem eine Plattform für die Kombination weiterer Technologien wie Edge Computing und 5G wird.

Dabei muss man sich bewusst machen, dass ein Großteil der Arbeit in Rechenzentren langwierig, komplex und repetitiv ist. Zu diesen Aufgaben gehören die Kapazitätsplanung, die richtige Dimensionierung von virtuellen Maschinen und Containern sowie die Gewährleistung einer effizienten Ressourcennutzung zur Vermeidung von Verschwendung. Ein positiver Aspekt: In diesen Bereichen können Roboter hervorragende Leistungen erbringen. „Rechenzentren sind ein ideales Umfeld für die Zusammenarbeit mit Robotern und KI. So lassen sich auch Sicherheit, Genauigkeit und Effizienz gewährleisten, da viel weniger menschliche Eingriffe erforderlich sind“, erklärt Nag.

Die vier Bereiche, die Gartner als die wichtigsten für die Automatisierung von Rechenzentren in den nächsten fünf Jahren nennt, sind:

  • Aufrüstung und Wartung von Servern: Die Aufgabe, Server außer Betrieb zu nehmen und zu zerstören, kann von Industrierobotern schneller und effizienter erledigt werden als von Menschen. Das gilt insbesondere für Unternehmen, die häufig Massen-Upgrades durchführen, wie z. B. Cloud-Service-Anbieter.

  • Überwachung: Sonden an den Robotern liefern die Temperaturdaten des Racks mit viel größerer Granularität, ohne dass weitere invasive Hardware installiert werden muss. Außerdem können Roboter in der Fernüberwachung auch andere Daten wie z. B. Geräusche und Bilder sammeln, um Anomalien zu erkennen.

  • Sicherheit im Rechenzentrum: Die digitale und physische Sicherheit von Rechenzentren hat für alle Betreiber höchste Priorität. Roboter sind in der Lage, eine zusätzliche physische Sicherheitsebene mit verschiedenen Funktionen zu schaffen – z. B. durch die Kontrolle der Körpertemperatur von Menschen oder die Erkennung von Nummernschildern in Parkhäusern.

  • KI und ML im Cloud-Betrieb: Zusammen mit Robotern ermöglichen KI- und ML-Technologien die Überwachung sowie die Verwaltung von IT-Prozessen in Rechenzentren. So können z. B. Site Reliability Engineers mit der Plattform interagieren und in natürlicher Sprache kommunizieren. Zudem lernen die Plattformen aus vergangenen Situationen, um die Effizienz in Zukunft zu steigern.

„Roboter werden bereits in Branchen wie der Automobilindustrie und dem verarbeitenden Gewerbe eingesetzt – die Möglichkeiten in Rechenzentren wurden bisher allerdings übersehen. IT-Führungskräfte können die intelligente Automatisierung von Rechenzentrumsabläufen und -prozessen mit Cloud-Umgebungen vorantreiben. So lassen sich auch wichtige Unterscheidungsmerkmale wie eine höhere Betriebszeit und die Einhaltung von SLAs definieren“, fügt Nag hinzu.