Der Markt für intelligente Gebäude zeigt nur einen Bruchteil des Möglichen

Sheila Zabeu -

Januar 03, 2022

Große Projekte wie The Edge in Amsterdam oder cube berlin machten Schlagzeilen als großartige Beispiele für intelligente Gebäude. Sie sind jedoch nur ein Bruchteil des Möglichen und zeigen lediglich einen Ausschnitt davon, wie Gebäude in den kommenden Jahren über noch mehr Intelligenz verfügen könnten. Eine Erhebung von IoT Analytics.com nimmt die nächste große Grenze der Digitalisierung in den Fokus: So könnten intelligente Gebäude, die bereits über technologische Infrastruktur – also Gebäudeautomation – verfügen, noch weiter automatisierbar sein. Beispielsweise ließen sich der Zugang zum Gelände oder Sicherheitslösungen leicht umsetzen.

In der Umfrage wird hervorgehoben, dass der durchschnittliche US-Bürger 87 % seiner Zeit in Gebäuden verbringt, so die US-Umweltschutzbehörde. Die wichtigsten Technologien, die in großem Umfang eingesetzt werden, halten jedoch noch nicht mit den technologischen Fortschritten in anderen Bereichen (z. B. Smartphones, Autos oder Fernsehgeräte) Schritt. Intelligente Gebäude haben also ein großes Wachstumspotenzial. Sie können den Alltag effizienter, produktiver, angenehmer und nachhaltiger gestalten.

Derzeit sind Rechenzentren mit 65 % der Bruttogeschossfläche der intelligenteste Gebäudetyp mit fortschrittlichem Scanning. Hotels (46 %) und Bildungseinrichtungen (41 %) runden die Top-3 der intelligentesten Gebäude ab. Es wird jedoch erwartet, dass sich diese Rangfolge in den nächsten zwei Jahren ändert. Laut IoT Analytics werden Büros der zweitintelligenteste Gebäudetyp weltweit sein (mit 52 % der Bruttogeschossfläche mit fortgeschrittener Digitalisierung). Hotels werden an dritter Stelle (51,5 %), Rechenzentren weiterhin an der Spitze stehen (71 %). Voraussichtlich weisen Lagerhäuser den höchsten Digitalisierungsgrad auf (von 27 % auf 49 %). Die heute am wenigsten intelligenten Gebäudetypen dürften der Erhebung zufolge aufholen (ausgenommen historische Gebäude).

Hauptanwendung

Laut IoT Analytics ist mehr als die Hälfte (52 %) der Gesamtfläche aller intelligenten Gebäude in irgendeiner Form mit Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC) verbunden. Moderne HLK-Systeme ermöglichen es, Einstellungen zentral zu ändern (z. B. über Smartphones) oder vordefinierte Nutzungsregeln aufzustellen. In einigen Fällen wird sogar künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt, um das Nutzerverhalten zu erlernen. Auch andere Daten, wie die Raumbelegung oder die Außentemperatur, werden zur Optimierung der Systeme genutzt. Die Geräte selbst verfügen über Algorithmen, die Ausfälle vorhersagen und so Wartungskosten und Ausfallzeiten reduzieren.

Weitere Anwendungen mit hohen Akzeptanzraten sind die Überwachung der Luftqualität (48 %), die von allen 26 in der IoT-Analytics-Studie analysierten Fällen einen der höchsten Nachfragezuwächse verzeichnet. Dies ist sehr wahrscheinlich auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen. Eine weitere gefragte Anwendung sind Alarmsysteme mit Sensoren (47 %). Die Studie prognostiziert, dass die durchschnittliche Investition in einen Anwendungsfall in den nächsten zwei Jahren um 13 % steigen wird.

Hinter diesen und anderen Initiativen für intelligente Gebäude stehen laut IoT Analytics neue staatliche Vorschriften und Anreize. Von den Befragten gaben 89 % an, dass diese Anreize einen gewissen Einfluss auf ihre Entscheidung zur Digitalisierung von Gebäuden hatten. Auch Vorschriften wirkten sich auf den Fortschritt der Initiativen aus – für 45 % der Befragten waren neue gesetzliche Vorgaben ein wichtiger Faktor für die Schaffung intelligenter Gebäude. Kosteneinsparungen, verbesserte Nutzerzufriedenheit und Nachhaltigkeit beeinflussten die Entscheidungsprozesse ebenfalls.

Es ist kein Wunder, dass der Aspekt der Nachhaltigkeit die Entscheidungen maßgeblich beeinflusst hat. Einem UN-Bericht aus dem Jahr 2021 zufolge sind mehr als ein Viertel (28 %) der weltweiten energiebezogenen CO2-Emissionen auf den Betrieb von Gebäuden zurückzuführen. Dies zeigt, dass Gebäude energieeffizienter werden müssen –  und in diesem Zusammenhang kann die Digitalisierung ein relevanter Enabler sein. Laut dem deutschen Forschungsinstitut Fraunhofer können vernetzte HLK-Systeme in Kombination mit vernetzten Jalousien und Fenstern bis zu 10 % der Gesamtenergie einsparen, die zum Heizen und Kühlen von Gebäuden benötigt wird. Daher konzentrieren sich viele Vorschriften und Anreize auf die Nachhaltigkeit, wie z. B. das Bundesförderprogramm für effiziente Gebäude in Deutschland und das San Francisco Green Building Programme in den Vereinigten Staaten.

Die Studie hebt hervor, dass Smart-Building-Anwendungsfälle mit direkter Auswirkung auf die Nachhaltigkeit zu einem höheren ROI (Return on Investment) führen als andere Anwendungsfallkategorien (93 % von ihnen zeigen einen positiven ROI). Es wird auch erwartet, dass diese Anwendungsfälle in den nächsten Jahren schneller angenommen werden – wahrscheinlich ist ein Anstieg von 15 % in den nächsten zwei Jahren gegenüber einem durchschnittlichen Anstieg von 13 %.

Trotz der vielen Möglichkeiten, Intelligenz aufzubauen, ist es oft nicht klar, wo man anfangen soll. Für 52 % der von IoT Analytics befragten Unternehmen ist es schwierig, den richtigen Anbieter zu finden. Für sie ist mangelndes Wissen darüber, wer helfen kann, eine große Herausforderung bei der Umsetzung von intelligenten Gebäuden. Für die, die “bereits einen geeigneten Anbieter gefunden haben”, war diese Hilfe der zweitwichtigste Faktor für den Erfolg ihrer Bemühungen, an zweiter Stelle nach der “richtigen Planung” vor dem Start von Projekten.

Was heißt das nun? Wer Lösungen für intelligente Gebäude anbietet, sollte den Markt umfassend auf sich aufmerksam machen, im besten Fall besser lenken. Das gelingt, indem nicht nur die auffälligsten Projekte als Referenzen vorgewiesen werden. Ebenso wichtig sind Beispiele von realen Gebäuden, die mit intelligenten Funktionen ausgestattet sind und positive Ergebnisse liefern.