Wie virtuelle Krankenhäuser die Gesundheitssysteme entlasten

Telemedicine concept
Sheila Zabeu -

Mai 25, 2023

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, sich in einem virtuellen Krankenhaus behandeln zu lassen? Wenn Ihr Zustand keine physischen Untersuchungen erfordert, könnte dies eine Alternative für Sie sein. Denn virtuelle Krankenhäuser nutzen digitale Technologien, um Patienten aus der Ferne zu beraten und zu pflegen.

In vielen Teilen der Welt sind Gesundheitssysteme aufgrund der Überalterung der Bevölkerung, des Personalmangels sowie der Folgen der Corona-Pandemie stark überlastet. Diese Ressourcenknappheit führt zu längeren Wartezeiten in der Versorgung. Beispiele hierfür sind Situationen, die in Brasilien, Australien und im Vereinigten Königreich häufig zu beobachten sind: Patienten in Krankenwagen, die darauf warten, in Krankenhäuser geliefert zu werden – in denen weder Betten noch ausreichend Personal zur Verfügung stehen, um Erste Hilfe zu leisten.

Das Problem: Dieser Zustand wird sich in nächster Zeit weiter verschlimmern. Laut einer healthcare/our-insights/around-the-world-nurses-say-meaningful-work-keeps-them-going" target="_blank" rel="noreferrer noopener">McKinsey-Umfrage aus dem Jahr 2022 gaben zwischen 20 % und 38 % der in Australien, Frankreich, Japan, Singapur, dem Vereinigten Königreich und den USA befragten Krankenschwestern an, dass sie ihren Arbeitsplatz innerhalb eines Jahres aufgeben würden.

Virtuelle Krankenhäuser tragen dazu bei, den Druck auf die Gesundheitssysteme zu verringern, da sich ein Teil der Krankenhauseinweisungen durch Fernbehandlung ersetzen ließe. So stellte man in Australien bereits fest, dass etwa 11 % der Patienten virtuell behandelbar sind.

Außerdem gibt es laut der McKinsey-Studie drei wesentliche Vorteile, die die häusliche Intensivpflege gegenüber herkömmlichen Krankenhäusern bietet: mehr Betten, höhere Patientenzufriedenheit und geringere Kosten.

Ein Beispiel: Der britische National Health Service (NHS) hat sich vor Kurzem dazu verpflichtet, die Kapazität virtueller Krankenstationen bis Dezember 2023 um 40 bis 50 Betten pro 100.000 Menschen zu erhöhen. So ließen sich mehr als 17 % aller Patienten in virtuellen Krankenhäusern behandeln. Der Zeit- und Kostenaufwand für die Einrichtung eines virtuellen Krankenhauses ist nach Angaben von McKinsey wesentlich geringer als der für den Bau neuer physischer Krankenhausinfrastrukturen.

Im australischen Fall wäre es möglich, in einer Großstadt 9.500 Patienten pro Jahr virtuell zu behandeln. Dadurch wären 130 Betten in traditionellen Krankenhäusern frei, wodurch sich 47.500 Bettentage pro Jahr und 90 Millionen australische Dollar einsparen ließen.

Ein Schaubild, das zeigt, dass die virtuelle Akutversorgung Bettenkapazitäten freisetzt und den Bedarf an neuen Krankenhäusern verringert.

Virtuelle Krankenhäuser steigern darüber hinaus die Patientenzufriedenheit. Denn viele Patienten, insbesondere solche mit chronischen Krankheiten und Begleiterkrankungen, ziehen eine häusliche Betreuung vor – auch, weil sie mit der Versorgung in traditionellen Krankenhäusern oft unzufrieden sind. Eine Umfrage zur Bewertung von Gesundheitssystemen und Leistungserbringern in den USA ergab, dass die Patientenzufriedenheit in letzter Zeit stagnierte und während der Pandemie sogar zurückging. Einige Patienten sorgen sich zudem über im Krankenhaus erworbene Infektionen.

Angesichts dieser Bedenken und weiterer Herausforderungen wächst die Nachfrage nach Alternativen, um die Erfahrungen und die Zufriedenheit der Patienten zu verbessern. Die steigende Präferenz für virtuelle Pflege hat zudem dazu geführt, dass immer mehr Ärzte digitale Modelle akzeptieren. Denn mehr als 95 % der befragten australischen Ärzte, die digitale Lösungen eingesetzt haben, sind mit dieser Art der Versorgung „eher oder sehr zufrieden“. Dazu gaben drei Viertel der Befragten in der McKinsey-Umfrage an, dass die Vorliebe der Patienten für digitale Alternativen ein wichtiger Anreiz dafür sei, die Versorgung in dieser neuen Form zu erbringen.

Schaubild, das die Patientenzufriedenheit veranschaulicht.

Neben Komfort und Flexibilität hebt die Studie auch weitere Vorteile bei großvolumigen Indikationen wie Lungen- oder Herzerkrankungen hervor. Dazu gehören geringere Rückübernahmequoten, eine längere Lebenserwartung nach der Behandlung sowie niedrigere Komplikationsraten. Der Bedarf an Krankenwageneinsätzen und Krankenhausbesuchen ging ebenfalls zurück.

Im Hinblick auf die Kosten können virtuelle Krankenhäuser sowohl direkte als auch vermiedene Ausgaben reduzieren. Denn trotz der geringeren Nachfrage nach Krankenhausbetten sind die Kosten für virtuelle Krankenhäuser pro Pflegeepisode um ca. 1000 australische Dollar billiger als im Vergleich zu stationären Einrichtungen. Das ist hauptsächlich auf die effiziente Nutzung von klinischem und medizinischem Personal zurückzuführen, da virtuelle Krankenhäuser das Verhältnis von Ärzten zu Patienten erhöhen können – was zu diesen Einsparungen führt.

In manchen Fällen lässt sich die Versorgung virtuell vergrößern, um den Bedarf an neuen Krankenhausbetten zu verringern. Hier wären zusätzliche Fixkosteneinsparungen möglich: Die durchschnittliche Kostenreduzierung würde dann etwa 2.400 australische Dollar pro Einheit betragen. In einer von McKinsey durchgeführten Analyse eines Modells, bei dem 9.500 Patienten von traditionellen Krankenhäusern in virtuelle Umgebungen verlagert wurden, ergaben sich so jährliche Einsparungen von rund 90 Millionen australischen Dollar durch geringere Ausgaben für neue Krankenhausstationen.

Diagramm, das zeigt, wie viel Geld ein virtuelles Krankenhaus im Vergleich zu einem stationären Krankenhaus einspart.

Die McKinsey-Studie zeigt auch Situationen auf, für die Sie die Einrichtung eines virtuellen Krankenhauses auf der Grundlage eines vierstufigen Diagnoseprozesses in Betracht ziehen können – lesen Sie hier.

Krankenpflege kann auch virtuell erfolgen

Die virtuelle Pflege ist auf dem Vormarsch. Das liegt daran, dass Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt nach Lösungen für den Arbeitskräftemangel suchen. Virtuelle Pflegemodelle können viele Aufgaben übernehmen, die keine persönliche Pflege erfordern – zum Beispiel die Aufnahme und Entlassung von Patienten, Fernvisiten oder Medikamentenkontrollen.

Die Grundlage für virtuelle Pflegemodelle bilden bettseitige Video- und Audiosysteme sowie die Telepflege. Dabei kommen erfahrene Fachkräfte zum Einsatz, die die Pflege von einem zentralen Ort aus übernehmen. Bei dieser Zentrale kann es sich um einen Raum in einem Krankenhaus oder um eine Kommandozentrale handeln, die die Abläufe für mehrere Standorte verwaltet.