Regulierte Medizin-Apps: Bis 2030 12,1 Milliarden US-Dollar wert

Hand holding smartphone
Sheila Zabeu -

März 16, 2023

Das digitale Gesundheitswesen ist ein Wachstumssektor – das war er schon vor der Covid-19-Pandemie. Denn der Bedarf an medizinischer Fernhilfe, schnellerer Behandlung und genauerer Diagnose steigt stetig. Das Segment umfasst in erster Linie Hardware und Software, die sowohl auf den Patienten als auch auf das medizinische Fachpersonal ausgerichtet sind. Diese Technologien nutzen immer umfangreichere und verteilte Datensätze, um Informationen in Echtzeit zu präsentieren. Zunehmend leistet auch künstliche Intelligenz (KI) einen Beitrag.

Einem bestimmten Bereich wurde dabei mehr Aufmerksamkeit gewidmet als anderen: den mobilen Anwendungen (Apps). Ihre allgemeine Funktion ist es, eine Verbindung mit medizinischen Geräten herzustellen. Laut einer Studie von GlobalData wird der Markt für regulierte medizinische Apps bis 2030 ein Volumen von 12,1 Milliarden US-Dollar erreichen. Der Handel mit Technologie zur Fernüberwachung von Patienten bzw. zur Überwachung der Vitalparameter wird sich bis 2030 –zusammen mit dem Markt für implantierbare Geräte und spezialisierten App-gebundenen Handgeräten – voraussichtlich auf einen Wert von 760 Millionen US-Dollar belaufen.

Im Allgemeinen befassen sich regulierte medizinische Apps mit bestimmten Krankheiten oder Zuständen, die nachweislich von einem Arzt mit einem Rezept behandelt werden können. Die Regulierung trägt dazu bei, dass die Anwendungen strenge Sicherheitsstandards erfüllen und die Nutzer genaue Gesundheitsinformationen erhalten.

Der Markt für regulierte medizinische Apps lässt sich in zwei Gruppen aufteilen: Einerseits gibt es Anwendungen mit einem klinischen Ansatz, die bis 2030 vermutlich einen Wert von 3,9 Milliarden US-Dollar besitzen werden. Andererseits gibt es diejenigen mit Schwerpunkt auf Überweisungen, für deren Handel bis 2030 ein Wert von 8 Milliarden US-Dollar vorhergesagt wird. Die meisten Apps mit klinischem Ansatz sind auf die Krankenpflege ausgerichtet. Der indikationsbezogene App-Markt umfasst Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit, Depression und Reizdarmsyndrom.

Ende 2022 veröffentlichte die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) die aktualisierte Version eines interaktiven Tools, das dabei hilft festzustellen, welche Bundesgesetze und -vorschriften für Gesundheits-Apps gelten können – die erste Version wurde 2016 veröffentlicht. Es war jedoch an der Zeit, das Tool zu überarbeiten. Denn, wie die FTC betont, entspricht ein Jahr in der schnelllebigen Welt der Technologie einem Jahrhundert in der Realität. Die neue Version soll demnach regulatorische Änderungen der letzten Zeit berücksichtigen. Die Behörde betont jedoch, dass diese Ressource kein Ersatz für eine persönliche Rechtsberatung ist. Sie ist lediglich eine Starthilfe, wenn es darum geht, einen Überblick über die geltenden Regelungen zu gewinnen.

Neben den regulierten medizinischen Apps gibt es auch solche zur Überwachung des allgemeinen Gesundheitszustands. Sie werden zunehmend angenommen, und das nicht zuletzt aufgrund der veränderten Einstellung, die bei vielen Patienten im Zuge der Covid-19-Pandemie Einzug nahm. Sie finden vor allem im Bereich der Überwachung Verwendung, um z. B. Faktoren wie körperliche Aktivität, Herzfrequenz, Schlaf und Ernährung nachzuvollziehen. Diese Kategorie ist bei Gesundheits-Apps am weitesten verbreitet – zum einen, weil sie für jeden mit einem Smartphone zugänglich sind und zum anderen, weil sie wenig Forschung und Design erfordern. Letzteres beruht auf der Tatsache, dass sich diese Anwendungen oft nur auf die vom Nutzer bereitgestellten Informationen stützen.

Apps für diagnostische Zwecke haben in den letzten Jahren ebenfalls an Beliebtheit gewonnen. Im Allgemeinen sammeln sie Daten von externen Sensoren und senden sie zur Analyse an Ärzte oder KI- bzw. maschinelle Lernprogramme.

Weitere Zahlen

Insbesondere in den Vereinigten Staaten sind Gesundheits-Apps beliebt: Laut einer Umfrage von Insider Intelligence haben fast zwei Drittel (63,4 %) der US-amerikanischen Erwachsenen in den letzten 12 Monaten Gesundheits-Anwendungen genutzt. Apps im Zusammenhang mit Sport oder Fitness wurden am häufigsten heruntergeladen, gefolgt von der Kategorie für allgemeines Wohlbefinden, die Ernährung, Gewichtsabnahme und Schlaf umfasst.

Nur einer von fünf Befragten gab an, Apps für die psychische Gesundheit zu nutzen.

Seit den ersten Tagen der Pandemie haben die Entwickler von Gesundheits-Apps mehr Aktivität verzeichnet. Gleiches berichtet IQVIA, ein Unternehmen für fortschrittliche Analysen, Technologielösungen und klinische Forschungsdienstleistungen für den Life-Sciences-Sektor: Laut dem Unternehmen wurden im Jahr 2020 mehr als 90.000 Anwendungen in den großen App-Shops veröffentlicht.

Zugegebenermaßen stieg das Interesse an Gesundheits-Apps in der Pandemie insbesondere deshalb, weil persönliche Arztbesuche kaum noch möglich waren. 32 % der Anwender verstärkten deshalb ihre Nutzung während der Gesundheitskrise. Verglichen mit Gesundheits-Apps und Wearables verzeichneten Apps für die virtuelle Versorgung (Telemedizin) den größten Anstieg – schließlich war das für viele Patienten die einzige Möglichkeit, sich behandeln zu lassen.

Nach einer Untersuchung von Morning Consult gaben 45 % der Nutzer von Gesundheits-Apps an, dass sie diese aktuell in etwa genauso nutzen wie vor der Pandemie. Demgegenüber sagten 32 % aus, dass sie die Anwendungen „viel“ oder „ein wenig mehr“ verwenden. Unter den Nutzern von Wearables waren es 44 %, die berichteten, im gleichen Maße auf die Geräte zurückzugreifen, während 37 % eine gesteigerte Verwendung angaben.

Für Ismene Grohmann, Leiterin der Produktabteilung für die Bio-Wearables-Linie Lingo von Abbott Laboratories, ist die Ursache für das Marktwachstum klar: Anwender hätten ein größeres Interesse an Wellness oder persönlicher Gesundheit – möglicherweise, weil sie während der Pandemie schädliche Gewohnheiten entwickelt haben. Nun möchten sie mithilfe von tragbaren Geräten ihren Gesundheitszustand überwachen. In Gesprächen mit Verbrauchern in verschiedenen Ländern stellte Abbott fest, dass „die Menschen nicht nur an einer klassischen Gewichtsabnahme interessiert sind, sondern auch an der Frage, warum sie abnehmen sollten“.

Die Lingo-Sensortechnologie von Abbott wird derzeit weiterentwickelt, um wichtige Körpersignale wie Glukose, Ketone und Laktat zu messen. In Zukunft könnte sie sogar bei der Bestimmung des Alkoholspiegels zum Einsatz kommen.