Plattform-Engineering 2023: Trends für komplexe I&O-Strukturen

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Sheila Zabeu -

Dezember 22, 2022

Der IT-Bereich Infrastructure and Operations (I&O) ähnelt oft einem Puzzle mit unzähligen Teilen, die alle zusammenpassen müssen. Im Jahr 2023 wird die zunehmende Komplexität dieser Umgebungen Teams bei der Beschaffung, Bereitstellung und anschließenden Verwaltung von Technologielösungen vor weitere Herausforderungen stellen. Darauf müssen I&O-Führungskräfte laut Gartner individuell reagieren – und verschiedene Aspekte wie Skills, Rollen und Karrieremanagement differenziert angehen.

In einem Versuch, dieses Puzzle zusammenzusetzen, hat Gartner die wichtigsten Trends aufgezeigt, die das I&O-Universum im Jahr 2023 beeinflussen werden. Einer davon betrifft das Konzept des Plattform-Engineerings, das heißt: die Verbindung von Management-Tools und technologischen Komponenten der Infrastruktur, wie zum Beispiel Application Resource Management (ARM), Application Performance Monitoring (APM), Digital Experience Monitoring (DEM) und Digital Platform Driving Tools (DPC).

Einfach ausgedrückt ist Plattform-Engineering ein Ansatz, der dazu beitragen kann, IT-Infrastrukturen und -Operationen effizienter zu verwalten. Das Ziel soll dabei sein, die Bereitstellung von Anwendungen zu beschleunigen und die Geschwindigkeit zu erhöhen, mit der I&O-Prozesse Gewinn für das Unternehmen generieren. Wer Plattform-Engineering integrieren möchte, sollte deshalb die Erfahrung und Produktivität der Entwickler durch Self-Service-Funktionen und automatisierte Abläufe verbessern. Laut Gartner ist das Konzept auf dem Vormarsch, weil es Optimierung, Agilität, Geschwindigkeit, Effizienz und Sicherheit sowie ein höheres Maß an I&O-Compliance verspricht.

„Plattform-Engineering ist als Reaktion aus der zunehmenden Komplexität der meisten modernen Softwarearchitekturen entstanden. Heutzutage wird von unerfahrenen Benutzern oft verlangt, eine Reihe komplizierter Dienste zu verwenden. Vorausschauende Unternehmen haben damit begonnen, Betriebsplattformen zu entwickeln: Sie befinden sich zwischen den Endanwendern und den Support-Services, auf die die Benutzer angewiesen sind“, sagt Paul Delory, Vice President of Analytics bei Gartner.

Bis 2026 sollen Prognosen zufolge 80 % der Softwareentwicklungsunternehmen Plattformteams als interne Anbieter von wiederverwendbaren Diensten, Komponenten und Tools für die Anwendungsbereitstellung einrichten. Plattform-Engineering soll letztlich das Problem der Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Softwarebetreibern lösen.

Im Allgemeinen ist es von Vorteil, wenn spezielle Teams für die Entwicklung und Pflege des Plattform-Engineerings zuständig sind. Die Verantwortlichen sollten in der Lage sein, die Anforderungen von Softwareentwicklern und anderen Nutzergruppen, wie beispielsweise Datenwissenschaftlern, zu erfüllen. Außerdem ist es die Aufgabe des Teams, Werkzeuge und Schnittstellen bereitzustellen, um auf komplexe Infrastrukturen zu reagieren.

Die ersten Bemühungen beginnen normalerweise mit internen Entwicklerportalen, die eine Reihe von Tools, Ressourcen und Prozessen enthalten. Diese wurden von Experten ausgewählt und für eine einfache Nutzung zusammengestellt.

Weitere Trends

Neben dem Plattform-Engineering hat Gartner weitere I&O-Trends für das Jahr 2023 identifiziert:

  • Nachhaltige Technologien: Dieser Trend, der die nachhaltige IT umfasst, beinhaltet vier Hauptaspekte: Umwelt, Soziales, Governance (ESG) und Wirtschaftlichkeit. Laut Gartner ist zu erwarten, dass 87 % der Wirtschaftsführer ihre Investitionen in Nachhaltigkeit in den nächsten zwei Jahren erhöhen werden. Deshalb sollten I&O-Konzepte nachhaltige Technologien einsetzen, um die ESG-Ziele von Unternehmen zu unterstützen. „I&O kann einen Beitrag leisten – von der Verbesserung der Nachhaltigkeit der Rechenzentren bis hin zur Einführung der Kreislaufwirtschaft in der IT. Möglich wird dies, indem I&O die Effizienz und Leistung von Infrastrukturanlagen erhöht“, erklärt Jeffrey Hewitt, Research Vice President bei Gartner.

  • Drahtlose Innovation: I&O kann verschiedene drahtlose Technologien nutzen, um die eigenen Möglichkeiten über die Konnektivität hinaus zu erweitern. So gelingt es, dass durch Überschneidungen zwischen verschiedenen Technologien wie WiFi, 5G, Bluetooth sowie Hochfrequenzmedien Innovationen entstehen. Auf diesem Weg werden Netzwerke zu einer strategischen Innovationsplattform.

  • SASE: Secure Access Service Edge verbindet und sichert Benutzer, Geräte und Standorte, damit Anwender von überall aus auf Applikationen zugreifen können. Gartner prognostiziert, dass die weltweiten Ausgaben der Endnutzer für SASE im Jahr 2023 9,2 Milliarden US-Dollar erreichen werden – im Vergleich zu 2022 wäre das ein Anstieg um 39 %. „Hybrides Arbeiten und Cloud Computing haben die Einführung von SASE beschleunigt. I&O-Teams, die über die Implementierung von SASE-Lösungen nachdenken, sollten einem einzigen Anbieter und einem integrierten Ansatz den Vorzug geben“, empfiehlt Hewitt.

  • Industrie-Cloud-Plattformen: Branchen-Clouds sind eine Alternative für Unternehmen, die eine integrierte Lösung suchen, welche die spezifischen Anforderungen eines bestimmten vertikalen Segments erfüllen kann. Laut Gartner werden bis 2027 mehr als 50 % der Unternehmen Branchen-Cloud-Plattformen nutzen, um Geschäftsinitiativen zu beschleunigen.

  • Talentsuche: Der Fachkräftebedarf in den I&O-Abteilungen wächst. Allerdings sind vielversprechende Berufsanwärter für Bereiche wie Cloud, Automatisierung und fortschrittliche Analytik nur begrenzt verfügbar. Darüber hinaus schaffen einige Unternehmen I&O-Positionen innerhalb von Geschäftseinheiten, was den Wettbewerb verschärft.

„Während der Wettbewerb um neue Fähigkeiten mehr Karrieremöglichkeiten für I&O-Führungskräfte schafft, kann er auch dazu führen, dass die Besetzung von neuen Fachpersonalstellen in einem Unternehmen teurer wird. Das kann die Bindung von Mitarbeitern erschweren. I&O-Führungskräfte sollten das Wertversprechen ihrer Teams differenzierter betrachten. Es ist wichtig, dass sie Instrumente zur Ermittlung künftiger Qualifikationsanforderungen und neue Schulungsansätze in Betracht ziehen. Denn so lassen sich die Fähigkeiten der derzeitigen Mitarbeiter verbessern. Dabei verringert sich das Risiko, dass bestehende Fachkräfte in andere Geschäftsbereiche oder zur Konkurrenz abwandern“, sagt Hewitt.