Metaverse: Der nächste technologische Schritt im Gesundheitssektor?

Sheila Zabeu -

Juli 14, 2022

Viele Unternehmen im Gesundheitswesen haben die Zeichen der Zeit erkannt und bereiten sich darauf vor, technologische Neuerungen, einschließlich des Metaverse, in ihre Strukturen zu übernehmen. Das zeigt auch der Bericht Digital Health Technology Vision 2022 von Accenture: Laut der Studie gaben mehr als 80 % der Führungskräfte im Gesundheitswesen an, dass die Anzahl der Geräte in ihren Unternehmen, die mit dem Internet der Dinge (IoT) und Edge Computing arbeiten, in den letzten drei Jahren erheblich oder exponentiell gestiegen ist. Fast alle Befragten (96 %) meinten außerdem, der langfristige Erfolg ihrer Firma hänge davon ab, dass die nächste Generation von Computern Probleme löst, die für heutige Geräte noch eine Herausforderung darstellen.

Das Metaverse spielt bei diesen Fortschritten eine wichtige Rolle. Schließlich kann das Internet als eine Sammlung von unzähligen Websites und Anwendungen gesehen werden. Im Gegensatz dazu bildet das Metaverse eine 3D-Umgebung, die die reale Welt mithilfe von Virtual-Reality-Geräten nachzubilden versucht. Darin wäre es beispielsweise problemlos möglich, von der Arbeit zu einer Arztpraxis zu gehen.

„Das Metaverse erscheint futuristisch, aber wir sehen bereits jetzt die Möglichkeiten, die es bereithält: Einerseits hilft es den Menschen bei der Verwaltung ihrer Gesundheitsdaten oder der Kontaktaufnahme mit Gesundheitsdienstleistern. Andererseits können diese Organisationen Menschen bei ihren täglichen Aufgaben unterstützen und ihr Wohlbefinden steigern. Unternehmen des Gesundheitswesens, die mithilfe strategischer Investitionen eine leistungsstarke digitale Technologiebasis aufbauen, werden die nächste Generation des Gesundheitswesens mitgestalten. Das ist möglich, indem sie bessere Zugangsmöglichkeiten, Erfahrungen und Ergebnisse schaffen sowie das Vertrauen der Bevölkerung steigern – und dabei den Menschen in den Mittelpunkt stellen“, erklärt Rich Birhanzel, Global Health Leader bei Accenture.

Der nächste Schritt für Gesundheitsunternehmen im Metaverse wird darin bestehen, mit dem Internet of Places und dem Internet of Ownership zu experimentieren. So werden beispielsweise Ärzteteams in der Lage sein, neue Verfahren zu erlernen, ohne sich physisch im selben Operationssaal aufzuhalten. Auch auf Reisen können Menschen ihre Krankengeschichte sicher an einen Arzt in einer anderen Stadt oder einem anderen Land übermitteln – ohne ihren Hausarzt besuchen zu müssen.

Mehr als 80 % der Führungskräfte im Gesundheitswesen glauben, dass das Metaverse in Zukunft positive Auswirkungen zeigen wird. Dabei erkennt fast die Hälfte innovative oder transformative Fortschritte.

Die Accenture-Studie Digital Health Technology Vision 2022 untersucht vier Technologietrends, die in den kommenden Jahren eine Rolle bei der Umgestaltung des Gesundheitswesens spielen werden. Darunter fällt jedoch nicht nur das Metaverse:

  • WebMe: Veranschaulicht, wie das Metaverse ein neues Internet generiert: Als Plattform für digitale Erfahrungen bietet es unzählige Orte, an denen sich Menschen treffen und miteinander interagieren können. Web3 denkt die Art und Weise neu, wie Daten in den Besitz von Einzelpersonen übergehen und anstatt über Plattformen mithilfe von Menschen bewegt werden können. Im Metaverse wird es möglich sein, Zeit und Raum zu überwinden, um verschiedenste Interaktionen zu simulieren. So lassen sich auch Lernzyklen verkürzen und neue Verfahren trainieren, zum Beispiel in der chirurgischen Ausbildung.
  • The Programmable World: Verfolgt, wie Technologie in physische Umgebungen auf drei verschiedenen Ebenen eingebettet wird: Verbindung, Erfahrung und Material. Um die nächste Version der physischen Welt im Gesundheitswesen entstehen zu lassen, konvergieren verschiedenste Technologien wie 5G, das Internet der Dinge, Ambient Computing, Augmented Reality, 3D-Druck und smarte Materialien. Gemeinsam verwandeln sie die physische Welt in eine Umgebung, die ebenso intelligent, anpassbar und programmierbar ist wie die digitale. Unternehmen des Gesundheitswesens werden neue Sachkenntnisse entwickeln und bereitstellen – und ihre eigenen Abläufe revolutionieren, um eine neue Art von Welt zu schaffen, in der physische Räume an unsere Bedürfnisse angepasst werden können. 94 % der befragten Führungskräfte des Gesundheitswesens sind der Meinung, dass die Branchenführer die Grenzen der virtuellen Welt erweitern werden, um sie realer zu machen. Das wird jedoch auch den Bedarf an reibungsloseren Möglichkeiten zur Navigation zwischen der physischen und der digitalen Welt erhöhen.
  • The Unreal: Nutzt die „unwirklichen“ Qualitäten, die der künstlichen Intelligenz und sogar den Informationen selbst zugrunde liegen, um synthetische Daten authentisch erscheinen zu lassen. Solche artifiziellen Daten werden verwendet, um KI-Modelle auf eine Weise zu trainieren, wie es mit realen Daten praktisch nicht möglich ist – oder nicht sein sollte. Sie können Patienteninformationen simulieren, die für die Forschung, beim Training oder bei anderen Anwendungsmöglichkeiten nützlich sind. Derartig realistische (und zugleich unrealistische) Daten können unter Beibehaltung derselben statistischen Eigenschaften weitergegeben werden und wahren zugleich die Vertraulichkeit sowie den Datenschutz.
  • Computing the Impossible: Arbeitet mit Quantencomputing. Probleme, die früher als unlösbar galten, weil sie die Verarbeitung riesiger, komplexer Datensätze erforderten, lassen sich nun aus der Welt schaffen. Mithilfe des Quantencomputings können Führungskräfte im Gesundheitswesen verschiedene Szenarien testen und komplexe Abhängigkeiten viel schneller erkennen. So wird es beispielsweise möglich, Krankheiten besser zu behandeln oder Virenausbrüche vorherzusagen.

Chancen und Risiken

Die größte Chance für das Gesundheitswesen liegt heute darin, das Potenzial des Raums zwischen der realen und der vollständig virtuellen Welt zu nutzen. Fast alle befragten Führungskräfte im Gesundheitswesen (91 %) glauben, dass technologische Fortschritte als Grundlage für die langfristigen Strategien ihrer Organisationen verlässlicher sind als wirtschaftliche, politische oder soziale Trends. Diese Einschätzung überraschte auch Kaveh Safavi, Senior Director bei Accenture Health, wie er in einem Interview den Healthcare Finance News mitteilte.

Allerdings gaben auch 64 % der befragten Führungskräfte an, dass IT-Infrastruktur und Sicherheitsverletzungen ihre größten Sorgen darstellen würden – insbesondere Deepfakes oder andere Wellen an Fehlinformation.

Der Direktor von Accenture betont, wie wichtig deshalb der Beitritt zu Branchenkonsortien und Standardisierungsgruppen sei. Dadurch ließen sich sowohl die Qualität von Governance, Cybersicherheit und Dateninteroperabilität erhöhen als auch Standards für die Verbindung und Kommunikation von Geräten im Gesundheitswesen festlegen.

Im Rahmen der Studie Digital Health Technology Vision 2022 von Accenture wurden 391 Führungskräfte aus dem Gesundheitswesen in zehn Ländern befragt. Außerdem erhob die Studie Angaben von 24.000 Menschen aus der ganzen Welt, um Informationen über das technische Nutzung- und Interaktionsverhalten sowie das Vertrauen in Technologien im Alltag zu sammeln.