Neuausrichtung: Sigfox will sich mehr auf Daten konzentrieren

Sheila Zabeu -

Juli 29, 2021

Sigfox stellt sein Geschäftsmodell neu auf. So will sich das Unternehmen weniger auf die IoT (Internet of Things)-Infrastruktur und mehr auf Daten konzentrieren. Konkret heißt das: Sigfox will Unternehmen dabei helfen, die Daten, die sie von ihren angeschlossenen Geräten sammeln, sicher zu nutzen, wenn sie vom Netzbetreiber zum Dienstanbieter wechseln.

Das Unternehmen möchte eine echte IoT-Revolution auslösen – indem es ein größeres Verständnis für den Wert der Daten und für die daraus gewonnenen Erkenntnisse bietet. Um dies zu erreichen, muss Sigfox Unternehmen dabei helfen, ihre Abläufe zu überarbeiten. Denn nur so macht IoT Sinn und liefert einen Return on Investment.

Das 2009 gegründete Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die Konnektivität für Objekte wie intelligente Zähler und Temperaturüberwachungsgeräte bietet, die wenig Bandbreite verbrauchen und eine kostengünstige Technologie sowie einen effizienten Stromverbrauch erfordern. Dazu plante es, ein globales Kommunikationsnetzwerk speziell für IoT-Geräte aufzubauen. Anwender sollten dann für die Nutzung des Netzwerks Abonnements abschließen. In einigen Fällen hat Sigfox Partnerschaften mit Telekommunikationsanbietern geschlossen. Diese helfen dabei, Dinge wie Kommunikationsantennen in verschiedenen Ländern zu installieren. In anderen Fällen hat Sigfox sein eigenes Netzwerk aufgebaut.

Ursprünglich hatte Sigfox vor, die Technologie und die Protokolle sowie das gesamte drahtlose Netzwerk bereitzustellen, die notwendig sind, damit Objekte ihre Informationen von überall auf der Welt austauschen können. Dies tun sie durch Konnektivität über kostengünstige Sensoren, die sehr wenig Silizium benötigen und sehr wenig Strom verbrauchen. Die Idee war, die Probleme bezüglich der Kosten, des Stromverbrauchs und der Komplexität zu lösen. Denn genau diese Faktoren stehen der Einführung des Internets der Dinge im Wege.

Doch die von vielen prognostizierte IoT-Revolution hat sich nicht in der Geschwindigkeit und dem Ausmaß ereignet, die das Unternehmen vorhergesagt hatte. Also beschloss Sigfox, sich neu zu erfinden. Anfang des Jahres gab das Unternehmen bekannt, dass es mehrere der von ihm aufgebauten Netzwerke verkauft, darunter auch eines in Deutschland. Gerüchten zufolge plant das Unternehmen zudem, auch seine Netzwerke in den Vereinigten Staaten und Frankreich zu verkaufen. Dennoch ist die Infrastruktur des Unternehmens laut Jeremy Prince, dem kürzlich ernannten CEO der Sigfox Group, nun in 70 Ländern präsent.

Sigfox stellte im Februar dieses Jahres einen neuen CEO vor und hat weitere organisatorische Änderungen als Teil des Strategiewechsels vorangetrieben.

Der ehemalige Vice President of Business Development für das globale Ökosystem von Sigfox, Ajay B. Rane, verließ das Unternehmen für die Rolle des globalen Leiters von Amazons IoT- und BD-Strategie. Vorher wurde Rane in einem Interview mit Venturebeat ziemlich deutlich: „Eine der harten Lektionen, die Sigfox in den letzten Jahren gelernt hat, ist, dass es für viele Anwendungsfälle nicht die beste Lösung ist. Zum Beispiel erfordern Dinge wie Stromzähler eine kontinuierliche Datenübertragung, so dass Versorgungsunternehmen besser mit der zellularen Übertragung bedient sind. Andererseits funktionieren Wasser- und Gaszähler gut mit Sigfox-Geräten”, sagte er.

Jetzt konzentriert sich das Unternehmen weniger auf die geografische Expansion, sondern vielmehr darauf, bereits bestehende Standorte auszubauen.

Sicherheitsdenken

Asset Tracking und die Sicherung der Konnektivität sind die beiden häufigsten Anwendungsfälle bei Sigfox-Kunden.

Mit über 17 Millionen angeschlossenen Geräten und 70 Millionen gesendeten Nachrichten pro Tag hilft Sigfox seinen Kunden, wichtige Daten zu geringeren Kosten zu extrahieren und ihre digitale Transformation in Schlüsselbereichen wie Asset Tracking und Supply Chain zu beschleunigen.

Das Unternehmen plant, sich auf Asset Tracking in der Automobilbranche, der Postindustrie, von Bierfässern und gestohlenen Fahrzeugen zu spezialisieren. Sigfox sieht auch viele Möglichkeiten für Geräte in Einzelhandelsgeschäften. So könnten diese dabei helfen, die Temperatur für Dinge wie die Lagerung von Lebensmitteln aus der Ferne zu überwachen. Zudem stellen intelligente Städte einen wachsenden Markt da.

„Das Ziel unserer derzeitigen Ausrichtung ist es, kostengünstige Dienste, Konnektivität mit geringem Stromverbrauch, Geolokalisierung und Sicherheit anzubieten. Das bleibt in unserem Kerngeschäft, wir werden nicht in die Cloud gehen, um zum Beispiel mit AWS zu konkurrieren”, sagt Franck Siegel, Executive Vice President von Sigfox.

Mit der Ausweitung der IoT-Anwendungsfälle wachsen auch die Menge der von diesen Geräten generierten Daten und damit die Bedrohungen für die Cybersicherheit weiter an.

Das IoT bietet viel Angriffsfläche. Denn je mehr Geräte es gibt, desto mehr Punkte in einem Netzwerk müssen geschützt werden. Das bedeutet, dass es potenziell eine viel größere Anzahl von Schwachstellen gibt, die von Cyberkriminellen angegriffen werden können.

Neben der Notwendigkeit, Cloud-Computing-Netzwerke und Benutzer durch den Einsatz ausgefeilter Cybersecurity-Systeme zu schützen, erkennen Unternehmen nun auch die Notwendigkeit, die Vielzahl von Endpunkten und Netzwerkoberflächen zu schützen, an denen IoT eingesetzt wird.

Jedes IoT-Gerät in einem Netzwerk sollte überwacht werden – direkt oder indirekt durch Überwachungssoftware und/oder ein menschliches Team. Anwender sollten typisches Geräteverhalten und Cyberattacken verstehen, um Angriffe zu erkennen und sich davor zu schützen.

„In unserem Netzwerk ist es nicht möglich, ein Gerät durch die Infrastruktur zu hacken. Es gibt auch keine IP-Adresse in Sigfox. Man kann es in TLS umwandeln – und darüber hinaus haben wir eine Möglichkeit, eine Übersetzung zwischen Sigfox und IPv6 zu machen.  Aber über die Luft und innerhalb des Netzwerks, auch auf den Verbindungen zwischen Basisstationen oder Gateways zur Cloud, gibt es keinen Zweifel an der IP-Adresse”, erklärte Christophe Fourtet, Mitbegründer und Chief Scientific Officer von Sigfox gegenüber der Website Security Infowatch.

Zusätzlich zu den Cybersecurity-Vorteilen des 0G-Netzwerks von Sigfox wird die Technologie derzeit auch für physische Sicherheitsanwendungen in Europa eingesetzt. In der Tat hat Securitas das Sigfox-Netzwerk als alternative Kommunikationstechnologie in 2,8 Millionen Alarmsystemen auf dem ganzen Kontinent eingesetzt.

Wenn Sie einen detaillierten Blick auf die Neupositionierungsstrategie von Sigfox werfen wollen, finden Sie bei Analysys Mason einen Bericht darüber (kostenpflichtig).